U-Bahn Sendlinger Tor ÖPNV Mobilität Verkehr

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17.01.2018 – Mit den Planungen für eine U-Bahn-Linie U9 vergibt die Stadt München die Chance, den öffentlichen Nahverkehr besser auf das Stadtgebiet zu verteilen. Statt dessen wird mit der U9 der ÖPNV weiter im Stadtzentrum konzentriert. Die erheblichen finanziellen Mittel für diese U-Bahn-Linie (offiziell derzeit ca. 3 Milliarden Euro) werden dringender für Maßnahmen in den Randbezirken und der Region benötigt. Deshalb fordert der BUND Naturschutz (BN) in München eine ausgewogene, integrierte und nachhaltige Verkehrsplanung, die mehr Gewicht auf Tangentialen – zum Beispiel einen echten Schnellbahnring – sowie den Oberflächenverkehr – Tram und Expressbusse auf eigenen Spuren, legt.

Das in der Grundstruktur sowohl in der Stadt als auch in der Region sternförmig ausgerichtete Schnellbahnliniennetz von München stößt in seinem Herzen im Berufsverkehr deutlich an die Kapazitätsgrenzen. Das wissen leidgeprüfte MVV-Kunden aus ihren Alltagserfahrungen nur zu gut. Der Bau einer weiteren U-Bahn-Linie durch das Zentrum zum Auffangen von Fahrgastströmen ist auf den ersten Blick verlockend. Langfristig benötigt die Region München aber eine ganz andere Schwerpunktsetzung, um dem anhaltenden Wachstum vor allem am Stadtrand und in der Region eine nachhaltige Verkehrsstrategie entgegenzusetzen. Das Münchner Stadtzentrum ist durch Schnellbahnen strukturell bereits sehr gut erschlossen. Wichtiger als ein weiterer Ausbau an dieser Stelle wäre es, seine Fahrtziele in München und Region zu erreichen ohne sich durch die Nadelöhre Marienplatz, Sendlinger Tor oder Hauptbahnhof quälen zu müssen. Hier muss der Schwerpunkt beim Verbauen von Milliarden für Verkehrsinfrastruktur beim öffentlichen Verkehr liegen.

Christian Hierneis, Vorsitzender des BUND Naturschutz in München: „Mit den Vorplanungen für die U9 wird nach dem Entscheid für den S-Bahn-Tieftunnel durch die Innenstadt erneut ein grundsätzlicher Fehler bei der nötigen Neuausrichtung der ÖPNV-Infrastruktur für die Region München begangen. Das sündteure und fast wahnwitzig komplexe Projekt wird erst in ungefähr 20 Jahren umgesetzt sein können. Bis die U9 fertig gestellt ist, herrscht in München längst ein Verkehrschaos. Wir brauchen statt einem Bypass eine möglichst rasch wirkende Lösung für alle. Deshalb fordert der BUND Naturschutz, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vorrangig an der Oberfläche voranzutreiben. Wir brauchen insbesondere Tangenten. Eine U9 ist für die augenblickliche Situation nicht prioritär.“

Viktor Goebel, Referent für Nachhaltige Mobilität beim BN ergänzt: „München benötigt wegen seiner Größe, Struktur und seinem Wachstum eine integrierte Verkehrsplanung, die beim ÖPNV systematisch Alternativen für Fahrten durch die Innenstadt aufzeigt. Dazu gehören in einem ersten Schritt leistungsfähige, vom PKW-Verkehr getrennte, tangentiale oder ringförmige Tram- und Buslinien. Ferner sollte zusätzlich langfristig ein gut geplanter Schnellbahnring, wie ihn die großen Metropolen Berlin, Paris und London haben, realisiert werden. Hierhin müssen die Milliarden primär fließen. Wenn dann noch genug Geld da ist, kann an weiteren Stellen im Netz optimiert werden. Aus Sicht des Steuerzahlers wäre es zu begrüßen, wenn die beiden wichtigsten Verkehrsunternehmen in der Region, die MVG und die Deutsche Bahn AG, ihre Investitionen in diesem Sinn aufeinander abstimmen.“

Die für die Organisation des Verkehrs verantwortlichen Akteure in Stadt und Region München stehen derzeit unter Zugzwang, weil wichtige Grundsatzentscheidungen nicht rechtzeitig getroffen wurden. Es entsteht der Verdacht, dass durch die Ankündigung der U9 der Eindruck entstehen soll, die Verkehrsprobleme Münchens könnten so gelöst werden. Mit dem Bauen eines einzelnen Bypasses ist dies aber nicht möglich.

In jedem Fall müssen vor und während dem Verbauen von neuem Beton flankierende Maßnahmen ergriffen werden, die im Bereich des ÖPNV die bestehenden Kapazitäten besser ausnützen. Dazu gehören die Optimierung der Zugfolgen und das Vorhalten von Ersatzzügen zur Stabilisierung des Betriebs und das konsequente Einsetzen von Langzügen in Hauptlastzeiten. Ferner muss der Radverkehr und das zu Fuß Gehen noch massiver gefördert werden.

„Diese Maßnahmen sind sehr wichtig, um den nur mit Zeitversatz realisierbaren sowie teuren Ausbau der Schnellbahninfrastruktur zu entlasten“ so Goebel abschließend.

 

Ansprechpartner für Rückfragen:
BUND Naturschutz, Kreisgruppe München
Viktor Goebel, Referent für nachhaltige Mobilität
viktor.goebel@bn-muenchen.de, Tel +49 89 51 56 76 – 0