Foto: Martina Gehret
Die „Igel-Volkszählungen“ des BUND Naturschutz in München von 1998 und 2010 belegen, dass Igel inzwischen das ganze Stadtgebiet für sich erobert haben. Kein Wunder, denn die kleinen Wildtiere beanspruchen ziemlich viel Platz: Ihre Reviere erreichen Größen von mehreren Fußballfeldern bis hin zur Größe der Theresienwiese.
Im Herbst sieht man den kleinen Stachler immer häufiger auf der Suche nach Nahrung, um sich noch die letzten Reserven für den Winterschlaf anzufuttern. Haben Sie einen Igel entdeckt, so handelt es sich um den in Deutschland lebenden Braunbrust- oder Westigel. Er ist ein wild lebendes Säugetier, das sich heute hauptsächlich in Gärten und Parks unter Hecken und Büschen aufhält. In den Sommermonaten ziehen die dämmerungs- und nachtaktiven Nestbauer auch durch Hinterhöfe, Friedhöfe, Laub- und Komposthaufen, um sich schmatzend über Schnecken, Würmer und Käfer herzumachen. Der Igel ist ein ausgesprochener „Nützling“, er ist immerhin unser größter Insektenfresser.
Igeln helfen – aber richtig!
Igel sind Wildtiere und deshalb bestens an das Leben in der Natur und ihren Jahreszeiten angepasst. Auch in unseren Städten kommen sie gut zurecht und brauchen in der Regel keine direkte menschliche Hilfe, ausgenommen:
- Ein Igel, der regelmäßig hustet, ist mit Lungenwürmern befallen. Helfen sie den Tieren, indem Sie sie vorsichtig mit Handschuhen in einen Karton oder Eimer heben und beim Tierarzt gegen Lungenwürmer behandeln lassen. Dabei ist zu beachten das Tierarztkosten anfallen können, da Tierärzte auch bei Wildtieren eine Rechnung stellen können.
- Unterernährte Igel (wurstförmig, haben eingefallene Flanken und eine deutliche Einbuchtung hinter dem Kopf)
- Igel, die über 400g wiegen, nicht mit nach Hause nehmen! Diese Tiere sind schwer genug!
- Verletzte Igel, verwaiste Igelsäuglinge die Ohren und Augen verschlossen haben und die tagsüber nicht in ihrem Nest sind sowie herumirrende Igel nach Wintereinbruch gehören zu den Patienten, welche menschlicher Hilfe bedürfen.
Falls Sie einen hilfsbedürftigen Igel finden, holen Sie sich Rat bei Experten! Kontaktieren Sie einen igelerfahrenen Tierarzt oder eine Igelstation. Untersuchen Sie das Tier als erstes vorsichtig auf Verletzungen. Wenn möglich sollte der Igel auch von Fliegeneiern bzw. –maden, Flöhen und Zecken befreit werden. Dazu eignet sich eine Pinzette. Weitere Tipps und ausführliche Informationen bietet Ihnen die Website des Vereins „Pro Igel“ www.pro-igel.de.
WICHTIG: Nach der Behandlung das Tier unbedingt wieder am Fundort freilassen. Igel sind Wildtiere, KEINE HAUSTIERE!
Bei unserer Arbeit mit Igeln halten wir uns an Hygienemaßnahmen. Für weitere Infos siehe:
Igel im Garten – Tipps
- Gartenzäune: Draht- oder Gitterzäune sollten 5 – 10 Zentimeter über dem Boden enden und keinesfalls in den Boden eingegraben sein. Zaunlatten sollten einen Abstand von etwa 8 Zentimetern zueinander haben, damit Igel zwischen ihnen durchschlüpfen können.
- Bei der Gartenpflege nicht mit Rasenmähern, Rasentrimmern oder Motorsensen unter Hecken und Sträucher mähen. Hier verstecken sich oft Igel, die durch den Einsatz der Geräte verstümmelt werden.
- Igelfallen entschärfen: Teiche mit senkrecht abfallenden Rändern oder Schwimmbäder benötigen eine Ausstiegshilfe, sonst ertrinken hineinfallende Tiere. Ein schräges Brett an der Seite des Beckens reicht zum Hinausklettern. Neben Igeln freuen sich auch Katzen, Eichhörnchen, Amphibien und viele weitere Tiere über diese Hilfe. Auch Kellerschächte, Lichtschächte etc. sollten eine Ausstiegshilfe bekommen oder vor einem Hineinfallen gesichert werden.
- Ein naturnaher Garten, in dem keine Gifte eingesetzt werden, bietet Igeln ein gesundes Lebensumfeld und ist gleichzeitig Lebensraum für viele weitere Tier- und Pflanzenarten. So wird ihr Garten zu einer Oase für die Natur.
- Schon im Sommer können im Garten stille Ecken ausgesucht werden, in denen Strauchschnitt und im Herbst Laub liegenbleiben können. Mit etwas Glück sucht sich ein Igel den Platz dann zum Überwintern aus.
- Im Herbst: Den Winter überstehen Igel gut versteckt im Winterschlaf. Beim Aufbau der dafür nötigen Fettreserven können Sie den Tieren mit folgendem Futter helfen: eine Mischung aus Hunde- oder Katzenfutter (mit Huhn), angebratenem Hackfleisch (möglichst mager und ungewürzt), hartgekochtem Ei oder Rührei und Futterkalk aus dem Zoogeschäft. Milch und Obst als Futter bekommt den Igeln nicht! Milch verursacht Durchfall, während Obst für die Insektenfresser zu wenig Kalorien enthält. Im Extremfall können Igel bei vollem Obstmagen verhungern. Füttern Sie Igel niemals mit: Gewürzen, gesalzenen Speisen, Kuchen, Süßigkeiten, Milch, Brot, Wurst, Käse
- Im Sommer: mit Wasser gefüllte flache Schalen als Tränken aufstellen.
- Keine Laubbläser oder -sauger verwenden: In Laubhaufen finden Igel notwendige Überwinterungshilfe. Mehr Infos zu dem Thema könnt ihr hier in der Pressemitteilung lesen.
- Igel sind Wildtiere und keine Haustiere! Sie sind bestens an das Überleben in der freien Natur und zwar zu allen Jahreszeiten angepasst. Bitte daher gesunde Igel nie ins Haus oder in die Wohnung nehmen!
Über den Igel: Informationsmaterial zum Durchlesen und Ausdrucken
Faltblatt: Schutz und Hilfe für den Igel
BN Ökotipp Flyer (Stand: 2023) mit allen wichtigen Informationen zum Thema Igel zusammengefasst.
Faltblatt: Schutz und Hilfe für das Wildtier Igel
BN Ökotipp Flyer (Stand: 2019) mit allen wichtigen Informationen zum Thema Igel zusammengefasst.
Hier finden Sie Pressemitteilungen und weitere Infoseiten zum Thema Igel
Pressemitteilung: Igelkinder wieder unterwegs – kleine Maßnahmen verhindern große Gefahren
Infoseite: BUND Naturschutz gibt Tipps zum Igelschutz: So klappt der Winterschlaf
Infoseite: Endspurt für den Igel