Radeln in unwegsamem Gebiet!

Der BUND Naturschutz in München hat Münchner Radwege unter die Lupe genommen und deren Qualität bewertet. Wir wollten überprüfen, ob sich die subjektiven Eindrücke von Radlern anhand eines objektiven Kriterienkatalogs bestätigen lassen.

Dazu haben wir vier auf das Zentrum zulaufende Routen betrachtet, die vielen Radlern als Hauptrouten dienen. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Aber auch die tangentiale Verbindung entlang des Canalettos und durch den Olympiapark kann nicht vollkommen überzeugen. Auch hier trifft der Radler häufig auf gefährliche Situationen.

Radwege: Oft zu schmal und zu gefährlich

Und ist der Radweg mal breit genug, eignet er sich bestens als Parkplatz. (Quelle: BN)

In dieser Auswertung haben wir uns auf die Breite der vorhandenen Rad-Infrastruktur konzentriert. Die vor Ort gemessenen Werte haben wir mit den Mindestmaßen für Einrichtungsradwege aus den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) verglichen. Diese gehen von einem mindesten 1,6 m breiten Radweg aus und fordern ein Regelmaß von 2,0 m.

Mit dem Vergleich wollten wir sehen, ob auf den Radwege überhaupt noch Platz für zusätzliche Radfahrer ist. Zwar möchte die Stadt München den Anteil des Radverkehrs weiter erhöhen, dies setzt jedoch voraus, dass sich unterschiedlich schnelle Radfahrer sicher überholen können und insbesondere vor Ampeln genügend Aufstellfläche vorhanden ist.

Das Ergebnis ist erschreckend: Die bestehende Infrastruktur ist bereits jetzt überfordert und kann zukünftiges Wachstum nicht aufnehmen.  

 

Mangelnde Qualität der Radwege verhindert sicheres und zügiges Vorankommen

Mehr Flickenteppich als Radweg, bequemes Fahren schaut anders aus.

Auf den von uns untersuchten Routen müssen Radler mit deutlichen Einschränkungen rechnen. Häufig verhindern zu schmale Radwege ein unbedrängtes und sicheres Vorwärtskommen. Ein Überholen anderer Radler oder ein Passieren von Fußgängern in ausreichendem Abstand ist hier nicht sicher möglich. Erschwerend kommt an vielen Stellen der holprige und aufgerissene Belag der Radwege sowie die unklare Linienführung hinzu. Unter diesen Bedingungen ist von den Radlern höchste Aufmerksamkeit gefordert. An ein zügiges und komfortables Vorwärtskommen ist nicht zu denken. Schwächere Radfahrer wie ältere Menschen oder Kinder dürften in vielen Fällen überfordert sein.

 

Wer hier fährt, muss den Kopf ganz schön drehen können. (Quelle: BN)

Außerdem haben wir die Gefahrenlage entlang der Radrouten bewertet. Das Ergebnis ist auch hier niederschmetternd. Eine Vielzahl von Gefahrenpunkten erfordert vom Radfahrer höchste Konzentration. Die tatsächlich von Radfahrern sicher befahrbaren Bereiche reduzieren sich hier unter Sicherheitsaspekten bis auf Null. So sind viele Kreuzungen und Einmündungen zu unübersichtlich. Radfahrer müssen bis nahezu zum Stillstand abbremsen, um die Situation vor Ort überschauen zu können. Hochgefährlich ist der mangelnde Seitenabstand vieler Radwege zu parkenden Autos, oft befinden sich die Radwege im direkten Schwenkbereich der Türen. Hier reicht ein unaufmerksames Öffnen der Autotür im falschen Moment bereits für einen katastrophalen Sturz. Hinzu kommt, dass Radler regelmäßig durch rote Ampeln ausgebremst werden (s. hierzu unsere „Ampelstudie“).

Um zu untersuchen, ob sich auch subjektiv positiv bewertete Strecken objektiv bestätigen lassen, haben wir eine Route untersucht, die reizvoll über Canaletto und Olympiapark eher tangential durch die Stadt führt. Tatsächlich schneidet diese Strecke in allen getesteten Parametern erheblich besser ab. Gleichzeitig zeigt sich auch deutlich, dass Radrouten auf Nebenstraßen die Radfahrer behindern und gefährden, anstatt sie zu fördern. Denn sobald die Teststrecke auf kleinen, engen Nebenstraßen verläuft, reihen sich durch die vielen Kreuzungsbereiche Gefahrenpunkte wie Perlen auf einer Kette aneinander.

Auch hier gilt wieder: Sicheres und zügiges Vorwärtskommen? Fehlanzeige!