• Umweltbeauftragte Lehrkräfte an den Grund- und Mittelschulen in der LHM:

Welche Aufgaben haben diese Umweltbeauftragten?

Jede Grund- und Mittelschule in München hat zwei Beauftragte für Bildung nachhaltige Entwicklung (BNE). Einen BNE Beauftragten mit Schwerpunkt Umweltbildung und einen BNE Beauftragten mit Schwerpunkt Partizipation.
Die Aufgabe der BNE Beauftragten ist die Teilnahme an Fortbildungen und Dienstbesprechungen zu den Themen BNE, Umweltbildung und Partizipation, die Multiplikation dieser Fortbildungen sowie die Implementierung von BNE-Themen an der jeweiligen Schule und die Umsetzung des „Whole School Approaches“. Wie diese Umsetzung im Detail aussieht, kann jede Schule und jede und jeder BNE-Beauftragte individuell entscheiden.

  • Welche Aufgaben hast du im Rahmen deiner stundenweisen Abordnung an das Staatliche Schulamt in der LHM?

Damit die BNE Beauftragten jeder Schule Ansprechpartner am Schulamt haben, gibt es zwei Fachberater BNE. Meinen Kollegen Martin Göb-Fuchsberger, dessen Schwerpunkt Partizipation ist, und mich – Christine Manhart. Ich kümmere mich um den Schwerpunkt Umweltbildung.

Wir als Fachberater geben dabei Hilfestellungen, Ideen und Anregungen, wie BNE an münchener Schulen umgesetzt werden kann, organisieren Vernetzungstreffen, damit Schulen voneinander lernen können (Best Practice) sowie Dienstbesprechungen und nehmen selbst an Vernetzungstreffen mit den anderen Fachberatern im Regierungsbezirk Oberbayern teil. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist dabei auch die Auswahl und  Multiplikation der zahlreichen außerschulischen BNE Angebote. Diese Angebote und Informationen sammeln wir auf einem digitalen Infoboard, einer sogenannten TaskCard, die für alle Umweltbeauftragten der Schulen zugängig ist.

  • Gibt es an den Grundschulen und Mittelschulen Schüler*innen, die als Umweltbeauftragte ihrer Schulklasse oder der Schule tätig sind? Sofern es diese gibt, wie wird das umgesetzt und welche konkreten Aufgaben nehmen diese Umweltbeauftragten wahr? Werden die Umweltbeauftragten Schüler*innen geschult? Wie könnte der BN/die BUNDJugend Bayern ggf. bei den Schulungen unterstützen? Sofern es keine Umweltbeauftragte unter den Schüler*innen gibt. Hieltest du es für sinnvoll, so etwas anzustoßen?

Ein wichtiger Teil der BNE ist die Partizipation von Schülerinnen und Schülern, d.h. die Kinder und Jugendlichen sollen dazu befähigt werden, aktiv mit ihrer Umwelt umzugehen und diese zu gestalten. An einigen Grund- und Mittelschulen gibt es deshalb klasseninterne Umweltbotschafter, die sich z.B. darum kümmern, dass Strom oder Wasser gespart wird oder dass der Müll ordentlich getrennt wird. Diese Umweltbotschafter können für die Klassen sinnvoll und gewinnbringend sein. Damit das aber gut umgesetzt wird, benötigt es Engagement und Zeit der Schülerinnen und Schüler sowie der Klassenlehrkraft. Ich finde deshalb eine „verpflichtende“ Wahl eines Umweltbotschafters nicht gewinnbringend, da es dann dazu kommen kann, dass dieser Titel nur eine leere Worthülse bleibt. Abhängig von den Gegebenheiten vor Ort liegt es auch gar nicht in der Macht der Kinder und Jugendlichen, klassenintern Strom zu sparen oder Müll zu trennen.

Da finde ich andere Projekte – wie das Projekt FiftyFiftyAktiv des Referats für Bildung und Sport, bei dem die Kosten der gesparten Ressourcen zu 50% an die Schule zurückgehen oder die Bewerbung um den Titel „Klimaschule in Bayern“ – gewinnbringender. Dennoch – unsere letzte Dienstbesprechung am Donnerstag, den 10.10.24 – hat deutlich gemacht, dass die Themen Ressourcen sparen und Müllvermeidung sowohl den Umweltbeauftragten als auch den Schülerinnen und Schülern unter den Nägeln brennen. Ich könnte mir deshalb gut vorstellen, dass sich einige Schulen mit klassen- oder schulinternen Umweltbotschaftern freiwillig engagieren würden. Da ein großer Teil meiner Arbeit die Vernetzung der verschiedenen BNE-Akteure mit den Schulen vor Ort ist, wäre eine Zusammenarbeit des BN bzw. insbesondere der BUNDjugend mit den schulinternen Umweltbotschaftern sicher wünschenswert und gewinnbringend für alle. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass die BUNDjugend für die Umweltbotschafter Schulungen anbietet, in denen einfach umsetzbare Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie in der Schule Ressourcen eingespart werden können. So könnten unsere Schülerinnen und Schüler von den ehrenamtlichen Jugendlichen „auf Augenhöhe“ lernen – einer der Grundsteine der Partizipation.

  • Das Staatliche Schulamt in der LHM und der Münchner BN haben im Schuljahr 2023/24 zwei halbtätgige Lehrerfortbildungen für Umweltbeauftragte unter den Lehrkräften organisiert und durchgeführt. Welche Inhalte hatten diese beiden Fortbildungen?

Die erste Fortbildung im Schuljahr 2023/24 war ein Vernetzungstreffen für BNE Beauftragte (damals noch Umweltbeauftragte) und an Umweltbildung interessierter Lehrkräfte. Das Ziel der Veranstaltung war die Vernetzung und der Austausch von Best Practice Ideen. Als Gast habe ich damals Hans Gressirer vom Bund Naturschutz eingeladen, der die zahlreichen Angebote des BN – Kreisgruppe München, vorgestellt hat. Außerdem hat Katrin Heininger, selbst Lehrerin an der Grundschule Schäferwiese, erklärt, wie man mit Schülerinnen und Schülern eine Wildblumenwiese und ein Kartoffelhochbeet anbaut – inklusive praktischer Umsetzung im Schulgarten der Mittelschule an der Blumenauer Straße.

Die zweite Fortbildung – eine verpflichtende Dienstbesprechung – fand im ehemaligen Pasinger Klostergarten statt, den der Bund Naturschutz gekauft hat und nun unterhält. Dabei wurden verschiedene aktuelle Best Practice Ideen vorgestellt (z.B. die Umsetzung der „Schule fürs Leben“ von Cecilia Assal von der GS am Hedernfeld). Es gab außerdem einen kurzer Vortrag des Geschäftsführers des Bund Naturschutz – Kreisgruppe München Martin Hänsel über aktuelle Herausforderungen durch den Klimawandel und anschließend wurden im „praktischen Teil“ in Workshops von Ehrenamtliche des Bund Naturschutz u.a. die Themen Hecke, Wildblumenwiese, Insekten/Bienen, der Klostergarten oder Leben im Teich beleuchtet.

  • Wie beurteilst du diese beiden Veranstaltungen und die Zusammenarbeit mit dem Münchner BN?

Bevor ich mich nach München versetzen habe lassen war ich Fachberaterin im Schulamtsbezirk Ingolstadt. Schon dort habe ich die Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz als sehr gewinnbringend erlebt. Auch hier in München war die Arbeit von Katrin Heiniger, Hans Gressirer und des BN-Geschäftsführers Martin Hänsel äußerst angenehm. Man spürt bei den Ehrenamtlichen des Bund Naturschutzes einfach immer die Leidenschaft für die Umwelt, die Natur und den Klimaschutz.

  • Sollten solche Veranstaltungen wiederholt werden und wie könntest du dir eine konzeptionelle Weiterentwicklung vorstellen?

Als Fachberatung BNE / Umweltbildung organisiere ich jedes Jahr Fortbildungen für alle BNE Beauftragten mit Schwerpunkt Umweltbildung. Eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz kann ich mir dabei sehr gut vorstellen. Aktuell ist unserer Schwerpunkt vor allem die Auswahl und Multiplikation der zahlreichen Angebote zum Thema BNE. Dazu haben mein Kollege und ich  eine TaskCard (also ein digitales Schwarzes Brett) für alle BNE-Beauftragte erstellt, in dem verschiedene BNE Akteure inkl. ihrer Angebote vorgestellt werden. Dort ist auch der Bund Naturschutz verlinkt. Insgesamt würde ich mir wünschen, dass die BNE-Beauftragten die TaskCard nutzen, um sich individuell ihr eigenes „BNE-Paket“ zu basteln. D.h. die BNE-Beauftragten der jeweiligen Schulen wählen für ihre Schule geeignete Ideen aus und setzen diese um. Es gibt kein „Patentrezept“, wie BNE gelingen kann und jede Schule muss eine individuelle Lösung für sich finden, wie sie das umsetzen möchte. Den Bund Naturschutz sehe ich dabei als Möglichkeit, wie Schulen mit Hilfe eines externen Partners den Schülerinnen und Schülern die Natur näherbringen können. Insbesondere in einer Großstadt wie München, wo viele Kinder nur sehr wenig Zeit in der Natur verbringen und wo die Fluktuation an Lehrkräften groß ist, sind niederschwellige Angebote wie die vom Bund Naturschutz wichtig.

  • Welche Punkte möchtest gerne noch ansprechen?

BNE ist sehr viel mehr als „nur“ Umweltschutz. Gleichzeitig versteht man unter Umwelt- und Klimaschutz heutzutage viel mehr als noch vor 10 Jahren. Die Kinder und Jugendlichen von heute werden die Folgen des Klimawandels „ausbaden“ müssen. Unsere Aufgabe als Schule ist es deshalb, die Kinder und Jugendlichen dabei zu unterstützen, resiliente und kompetente junge Menschen zu werden, die dem Klimawandel nicht mit Resignation oder Gleichgültigkeit begegnen, sondern die sich trauen und fähig sind, ihre Umwelt zu gestalten und zu verändern. Das kann man durch demokratische und partizipative Bildung schaffen, die den Schülerinnen und Schülern die Schönheit der Natur, die Bedeutung der Biodiversität, die Gefahren des Klimawandels und die Macht der eigenen Stimme näherbringt.