Foto: Wolfgang Willner
Bienen und Wespen sind eine äußerst artenreiche Insektengruppe. Bei „Biene“ denken viele Menschen nur an die Honigbiene. Dabei gibt es in München nach neuesten Nachweisen knapp 200 Wildbienenarten. Zur Familie der Bienen gehören auch die Hummeln. Bienen ernähren sich von Nektar und Blütenstaub. Durch ihre Sammeltätigkeit bestäuben sie zahlreiche Blütenpflanzen. Durch mehr Wissen über diese Tiergruppe hoffen wir, dass die Toleranz wächst und die Angst gegenüber dieser Insektengruppe schwindet.
Auch Hornissen sind harmlose Tiere, wenn man sie in Ruhe lässt. Hier schildert Karlheinz Teichmann seine Erfahrung mit den Insekten.
Mehr über Wespen und Hornissen erfahren Sie in den Beiträgen mit dem Wespenberater Hans Greßirer:
FAQs zum Thema Wespen & Co:
Ich habe in Wohnungsnähe ein Wespennest – was kann ich tun?
Fast immer lassen sich mit Hilfe einfacher Maßnahmen und Verhaltensregeln (siehe unten) Lösungen finden, bis die Wespensaison wieder vorbei ist und das Volk im Herbst von alleine abstirbt. Ein Wespenvolk zu bekämpfen ist nur sehr selten nötig und meist auch nicht erlaubt. Zum Hintergrund: Die in Bayern lebenden Wespenarten unterscheiden sich in ihrem Verhalten, der Größe der Nester und ihrem gesetzlichen Schutz, festgelegt im Bundesnaturschutzgesetz und in der Bundesartenschutzverordnung. Viele Arten, darunter die frei nistenden Wespenarten, sind äußerst friedfertig und fallen nicht lästig. Alle Arten leisten einen wichtigen Beitrag zum Naturhaushalt etwa als Bestäuber oder Schädlingskontrolleure in der Landwirtschaft.
Wie verhalte ich mich richtig bei einem Wespennest?
Um sich mit den Tieren zu arrangieren, reichen meist einfache Lösungen:
- Nestbereich meiden (2 – 4 m), hier vorsichtig bewegen (so, als beobachte man ein Vogelnest)
- Das Nest nicht erschüttern oder die Einflugschneise verstellen, nicht nach den Tieren schlagen oder sie anpusten
- Fenster und Türen falls nötig mit Fliegengitter abdichten
- Essen im Freien abdecken, Getränke verschließen
- Ablenkfütterung etwas abseits des Essplatzes. Die Wespen lernen, wo es sich zu suchen lohnt!
- Für Allergiker: Notfallset gemäß Allergikerausweis zur Hand haben
- Nach dem natürlichen Absterben des Wespenvolks im Herbst:
Nistplatz (z.B. Rollladenkasten) reinigen und gegen Neubesiedlung abdichten
Wo bekomme ich Beratung und Hilfe?
- Stadt München:
BUND Naturschutz, Kreisgruppe München: 089/515676-0, info@bn-muenchen.de.
Transition Woods: 0151/20202827, info@wespen-helfen.org, www.wespen-helfen.org.
Untere Naturschutzbehörde München, Abt. Artenschutz: rku@muenchen.de.
Nur bei Bedarf: Onlineformular zur Meldung eines Wespen-/Hornissennestes: unter www.muenchen.de, Suchbegriff „Meldung Insektennester“. - Landkreis München:
BUND Naturschutz, Kreisgruppe München: 089/515676-0, info@bn-muenchen.de.
Transition Woods: 0151/20202827, info@wespen-helfen.org,
wespen-helfen.org.
Landratsamt München, Abt. Naturschutz: 089/6221-0, naturschutz@lra-m.bayern.de.
Nur bei Bedarf: Onlineformular zur Meldung eines Wespen-/Hornissennestes: unter www.landkreis-muenchen.de, Suchbegriff „Meldung eines Wespennestes“. - In Notfällen hilft die Feuerwehr (112).
Was ist mit den Wespensprays aus dem Baumarkt?
Hier ist Vorsicht geboten, denn:
- Auch für den Menschen sind die Mittel gesundheitlich nicht unbedenklich.
- Auf manchen Wespensprays sind Tiere oder Nester abgebildet, für die die Mittel nicht zugelassen sind.
- Die Mittel sind tödlich für alle Insekten, auch für besonders geschützte Arten wie Hornissen, Bienen oder Hummeln. Für eine Artbestimmung ist fachlicher Rat einzuholen.
- Bei falscher Anwendung können die Wespen aggressiv werden und stechen.
- In fast allen Fällen gibt es bessere, unschädliche Lösungen.
Wie lange bleibt ein Wespennest?
Ein Wespennest bleibt nur für einen Sommer. Je nach Art stirbt das Volk im Sommer oder Herbst von selbst, nur die befruchteten Jungköniginnen überwintern außerhalb des Nestes in einer Ritze und gründen im nächsten Jahr an anderer Stelle ihr neues Volk. Im Winter können die verlassenen Nester entfernt und undichte Stellen evtl. abgedichtet werden. Ausnahme: Feldwespen-Königinnen überwintern manchmal auf ihren Waben sitzend.
Wie entwickelt sich ein Wespenvolk?
Das Wespenjahr am Beispiel der Deutschen Wespe (Vespula germanica) von Herbst zu Herbst (Hans Greßirer)
Im Herbst (Oktober/November) sterben die alte Königin, die Arbeiterinnen und die Männchen. Diese Zeit nennt man Absterbephase. Es überleben nur die begatteten jungen Königinnen. Die begatteten Jungköniginnen verbleiben nicht im Nest, sondern überwintern bis zum nächsten Jahr beispielsweise in Baumhöhlen, Rindenspalten, Holzstapeln, unter Steinen, Moos oder Reisighaufen. Diese Zeit nennt man Überwinterungsphase.
Im April erwacht die junge Königin aus ihrer Winterstarre. Jetzt ist es wichtig, sich an Pflanzensäften wie Blütennektar zu stärken. Im Mai/Juni gründet die junge Königin ein Nest. Zunächst muss sie alles alleine machen: Die erste Wabe, eine Nesthülle darum bauen und befruchtete Eier in den Waben legen. Damit sich die Eier und die jungen Larven gut entwickeln muss die Königin für eine gleichbleibende Temperatur im Nest sorgen. Durch Flügelschlagen und im Nest verteiltem Wasser kann die Königin das Nest an heißen Tagen kühlen. Besteht die Gefahr einer Unterkühlung, legt sie sich flach auf die Wabe, schlingt ihren Körper dicht um den Wabenstiel. Sie kugelt ihre Flügel aus und erzeugt durch Bewegung der Flugmuskulatur Wärme. Die aus den Eiern geschlüpften Larven muss sie mit gefangenen Insekten füttern. Diese Zeit nennt man solitäre Phase, da die Königin alles alleine machen muss. Nach etwa zwei Wochen guter Fütterung sind die ersten Larven groß genug, verdeckeln die Waben und verpuppen sich.
Sind die ersten Arbeiterinnen geschlüpft, übernehmen sie nach und nach die anfallenden Aufgaben im jungen Wespenstaat. Noch werden anfallende Arbeiten, z. B. Beutefang, Nesterweiterung, Brutpflege oder Nestklima sowohl von der Königin, als auch von den ersten Arbeiterinnen ausgeführt. Nur das Eierlegen wird ausschließlich von der Königin vorgenommen. Diese Zeit nennt man kooperative Phase. Wenn etwa 10 – 15 Arbeiterinnen geschlüpft sind, fliegt die Königin nicht mehr aus. Jetzt beginnt im Verlauf des Juni die soziale Phase. Nun wird die Königin von den Arbeiterinnen versorgt, geputzt und behütet.
Die Königin kann sich auf das Eierlegen konzentrieren. Die erwachsenen Tiere, die Imagines, ernähren sich vegan von Pflanzensäften. Es wird Nektar an Blüten oder Saft von blutenden Bäumen geleckt und auch der süße Honigtau der Blattläuse wird geschätzt. Die Larven werden mit fleischlicher Kost gefüttert. Es werden täglich große Mengen Insekten erbeutet. Gejagt werden z. B. Fliegen, Stechmücken, Larven von Heuschrecken, Raupen und Spinnen. Hornissen gehen auch auf die Jagd nach Wespen. Auch das Nest wird weiter ausgebaut und erweitert. „Zur Belohnung“ erhalten die Wespenarbeiterinnen von den gefütterten Larven einen äußerst wirksamen und Energie spendenden Cocktail aus einem zuckerhaltigen Speichelsaft.
Im Verlauf des August werden größere Zellen für die Geschlechtstiere gebaut. Daraus schlüpfen fruchtbare Weibchen und – aus unbefruchteten Eiern – die Männchen. Nach dem Schlüpfen verbleiben die Geschlechtstiere noch einige Zeit im Nest und lassen sich von ihren Schwestern füttern. Diese Zeit nennt man Reproduktionsphase. Jetzt sind wir wieder im Herbst (Oktober/November) angelangt und es sterben die alte Königin, die Arbeiterinnen und die Männchen. Diese Zeit nennt man Absterbephase.
Wo finde ich weitere Informationen?:
https://formulare.landkreis-muenchen.de/cdm/cfs/eject/gen?MANDANTID=68&FORMID=3813
https://bn-muenchen.de/wp-content/uploads/2017/08/Bienen-und-Wespen-in-M%C3%BCnchen.pdf
https://www.aktion-wespenschutz.de/
https://www.naturpaedagogik-ahlborn.de/
Insektenhotels selber bauen
Über die Hälfte der Bienenarten in Bayern sind gefährdet oder extrem selten. Bieten Sie deshalb den Wildbienen und solitär lebenden Wespen ein zu Hause auf dem Balkon oder im eigenen Garten und bauen Sie eine einfache Insektennisthilfe. Mit solchen einfachen Nisthilfen unterstützen Sie Bewohner vorhandener Hohlräume. Diese Nisthilfen werden von etwa 40 Wildbienenarten der ca. 590 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten angenommen. So nutzen u. a. Arten aus den Gattungen der Mauerbienen, Löcherbienen, Scherenbienen oder Wollbienen solche Nisthilfen. Aber auch einige solitär nistenden Wespenarten wie Gold-, Keulen-, Schlupf-, Schmalbauch- oder Erzwespenwespen nehmen solche Nisthhilfen an. Genistet wird in Materialien wie Bambus- oder Schilfhalmen und in Hartholzstücken mit Bohrgängen. Mit wenigen Schritten können Sie solitär lebenden Hautflüglern, die keinen Staat bilden, eine Nistmöglichkeit anbieten. Die Tiere, die dort einziehen, werden Sie und Ihre Kinder begeistern. Viel Erfolg!
Mit größeren Nistanlagen in Ihrem Garten können Sie auch weiteren Wildbienenarten Nistmöglichkeiten anbieten. Zusätzlich zu den oben bereits genannten Hohlräumen sollten hier Tot- und Morschholz, markhaltige Stängel sowie sandige oder lehmige Substrate angeboten werden. Interesse? Dann nehmen Sie mit unserer Umweltberatung Kontakt auf – wir beraten Sie gerne!
Mehr Informationen zum Bau von Insektenhotels / Bauanleitungen:
- Insektenhotelbau leicht gemacht: Bauanleitung als pdf
Mehr Informationen und viele nützliche Tipps finden Sie in unseren Broschüren:
Das Heft „Bienen und Wespen in München“ wird vom BUND Naturschutz herausgegeben und vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München gefördert.
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