Foto: Wolfgang Willner
Die „Igel-Volkszählungen“ des BUND Naturschutz in München von 1998 und 2010 belegen, dass Igel inzwischen das ganze Stadtgebiet für sich erobert haben. Kein Wunder, denn die kleinen Wildtiere beanspruchen ziemlich viel Platz: Ihre Reviere erreichen Größen von mehreren Fußballfeldern bis hin zur Größe der Theresienwiese.
Im Herbst sieht man den kleinen Stachler immer häufiger auf der Suche nach Nahrung, um sich noch die letzten Reserven für den Winterschlaf anzufuttern. Haben Sie einen Igel entdeckt, so handelt es sich um den in Deutschland lebenden Braunbrust- oder Westigel. Er ist ein wild lebendes Säugetier, das sich heute hauptsächlich in Gärten und Parks unter Hecken und Büschen aufhält. In den Sommermonaten ziehen die dämmerungs- und nachtaktiven Nestbauer auch durch Hinterhöfe, Friedhöfe, Laub- und Komposthaufen, um sich schmatzend über Schnecken, Würmer und Käfer herzumachen. Der Igel ist ein ausgesprochener „Nützling“, er ist immerhin unser größter Insektenfresser. Typisch für Igel ist das Einrollen bei Gefahr als Schutz vor seinen Feinden.
Das kleine Einmaleins des Igels
Wichtige Grundinformationen rund um den Igel haben wir in unserem Einmaleins des Igels zusammengestellt, z.B. über seinen Winterschlaf und wie Sie Igeln richtig helfen. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie Sie und Ihre Kinder dem Igel mit einem ganz einfachen „Igelhaus“ bei seinen Vorbereitungen zum Winterschlaf helfen können.
Igel im Garten – Tipps
- Gartenzäune: Draht- oder Gitterzäune sollten 5 – 10 Zentimeter über dem Boden enden und keinesfalls in den Boden eingegraben sein. Zaunlatten sollten einen Abstand von etwa 8 Zentimetern zueinander haben, damit Igel zwischen ihnen durchschlüpfen können. So bleiben Zäune für die possierlichen Tiere passierbar und wir Menschen können uns über Igel als Gäste im Garten freuen.
- Bei der Gartenpflege nicht mit Rasenmähern, Rasentrimmern oder Motorsensen unter Hecken und Sträucher mähen. Hier verstecken sich oft Igel, die durch den Einsatz der Geräte verstümmelt werden.
- Igelfallen entschärfen: Teiche mit senkrecht abfallenden Rändern oder Schwimmbäder benötigen eine Ausstiegshilfe, sonst ertrinken hineinfallende Tiere. Ein schräges Brett an der Seite des Beckens reicht zum Hinausklettern. Neben Igeln freuen sich auch Katzen, Eichhörnchen, Amphibien und viele weitere Tiere über diese Hilfe. Auch Kellerschächte, Lichtschächte etc. sollten eine Ausstiegshilfe bekommen oder vor einem Hineinfallen gesichert werden.
- Ein naturnaher Garten, in dem keine Gifte eingesetzt werden, bietet Igeln ein gesundes Lebensumfeld und ist gleichzeitig Lebensraum für viele weitere Tier- und Pflanzenarten. So wird ihr Garten zu einer Oase für die Natur.
- Schon im Sommer können im Garten stille Ecken ausgesucht werden, in denen Strauchschnitt und im Herbst Laub liegenbleiben können. Mit etwas Glück sucht sich ein Igel den Platz dann zum Überwintern aus.
- Igel sind Wildtiere und keine Haustiere! Sie sind bestens an das Überleben in der freien Natur und zwar zu allen Jahreszeiten angepasst. Bitte daher gesunde Igel nie ins Haus oder in die Wohnung nehmen!
Kranken Igeln helfen – aber richtig!
Im Frühjahr / Sommer:
Igel sind seit Jahrmillionen bestens an das Leben in der Natur angepasst. Auch in unseren Städten kommen sie gut zurecht und brauchen in der Regel keine direkte menschliche Hilfe. Ein Igel, der regelmäßig und laut hustet, ist mit Lungenwürmern befallen. Diesen Tieren können Sie helfen, indem Sie sie vorsichtig mit Handschuhen in einen Karton oder Eimer heben und beim Tierarzt gegen Lungenwürmer behandeln lassen. WICHTIG: Nach der Behandlung das Tier unbedingt wieder am Fundort freilassen. Igel sind Wildtiere, KEINE HAUSTIERE!
Im Herbst:
Den Winter überstehen Igel gut versteckt im Winterschlaf. Beim Aufbau der dafür nötigen Fettreserven können Sie den Tieren helfen. ACHTUNG: Nehmen Sie keine Igel, die über 400g wiegen, aus der Natur mit nach Hause! Diese Tiere sind schwer genug. Sie aus der Natur zu entnehmen bringt den Tieren in der Regel mehr Nachteile als Vorteile.
Wer Igeln beim Endspurt in den Winterschlaf mit etwas Futter helfen will, trifft mit einer Mischung aus Hunde- oder Katzenfutter (mit Huhn) und Haferflocken, Bananen, Avocado, angebratenem Hackfleisch (möglichst mager und ungewürzt), hartgekochtem Ei oder Rührei und Futterkalk aus dem Zoogeschäft eine gute Wahl.
Milch und Obst als Futter bekommt den Igeln nicht! Milch verursacht Durchfall, während Obst für die Insektenfresser zu wenig Kalorien enthält. Im Extremfall können Igel bei vollem Obstmagen verhungern.
Füttern Sie Igel niemals mit: Gewürzen, gesalzenen Speisen, Kuchen, Süßigkeiten, Milch, Brot, Wurst, Käse.
Verletzte Igel, verwaiste Igelsäuglinge die Ohren und Augen verschlossen haben und die tagsüber nicht in ihrem Nest sind sowie herumirrende Igel nach Wintereinbruch gehören zu den Patienten, welche menschlicher Hilfe bedürfen. Untersuchen Sie das Tier als erstes vorsichtig auf Verletzungen. Suchen Sie in jedem Fall so bald wie möglich eine Igelstation auf oder einen Tierarzt. Wenn möglich sollte der Igel auch von Fliegeneiern bzw. –maden, Flöhen und Zecken befreit werden. Dazu eignet sich eine Pinzette.
Gesunde Igel sofort wieder freilassen und zwar in der Nähe des Fundorts.
Bei unserer Arbeit mit Igeln halten wir uns an Hygienemaßnahmen. Für weitere Infos siehe:
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