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Auf der Suche nach dem Jäger mit dem Samtpfoten
Projekt Lockstock in der Moosschwaige
Wildkatzen lassen sich kaum beobachten. Um trotzdem mehr Informationen über die scheuen Tiere zu bekommen, hilft ein Trick: Mit Baldrian getränkte Holzpflöcke – die sogenannten „Lockstöcke“ – locken die Katzen an, die sich an den Stöcken reiben und dabei Haare verlieren. Über eine Genanalyse der Haare lässt sich dann ermitteln, ob es sich tatsächlich um eine Wildkatze handelt. Bei genügend Nachweisen kann man sogar sagen, wie die Tiere wandern.
Das Waldgebiet „Moosschwaige“ im Münchner Westen haben wir zusammen mit dem Forstbetrieb der Stadt München als Grundeigentümer für die Suche nach Wildkatzen ausgesucht. Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit!
Für die Wildkatzen wäre das Gebiet ein geeigneter Lebensraum: Die Stadt München bewirtschaftet die Moosschwaige nach den Vorgaben der naturgemäßen Forstwirtschaft und ist von Naturland zertifiziert. Entsprechend strukturreich ist das Waldgebiet. Geschlossenere Waldteile wechseln sich mit lichteren Partien ab, in grasreichen Flächen finden die Katzen ausreichend Mäuse als Nahrungsquelle und abgestorbene Bäume bieten Unterschlupf und Versteckmöglichkeiten.
So funktioniert die Lockstock-Methode:
- Als erstes werden zwei geeignete Stellen für die Pfähle gesucht. Diese sollten mindestens 10 m von begehbaren Waldwegen entfernt liegen und idealerweise 100m Abstand zueinander haben. Damit später auch leichter Haarproben der Katzen hängen bleiben, werden die Stäbe mit einem Messer leicht eingeschnitten.
- Dann werden die Stöcke fest in den Waldboden geschlagen. So halten sie Wind und Wetter und auch den Wildkatzen später besser stand.
- Um sicher zu gehen, dass an den Stöcken keine fremden Haare haften, werden die Stöcke kurz mit einem Bunsenbrenner abgeflämmt.
- Nun erfolgt der entscheidende Schritt: Die Lockstöcke werden mit einer Baldrianlösung eingesprüht. Der intensive Geruch des Baldrians wirkt besonders zur Paarungszeit sehr anziehend auf Wildkatzen. Wenn die Tiere sich an dem Lockstock reiben, bleiben mit etwas Glück ein paar Wildkatzenhaare an dem aufgerauten Holz hängen.
- Per GPS wird der genaue Standort der Lockstöcke ermittelt und aufgenommen. So kann später jeder Wildkatzennachweis exakt zugeordnet werden. Nun heißt es abwarten.
- Alle 7 bis 9 Tage sollten die Lockstöcke nun auf Haare überprüft werden. Finden sich Haare, werden diese vorsichtig mit einer Pinsette eingesammelt und zur Genanalyse an ein Labor geschickt.
Fotos: BN
Im Rahmen von Gentests wird die DNA aus der Haarprobe extrahiert. Mithilfe bestimmter Basensequenzen kann dann überprüft werden, ob die Haare auch wirklich von einer Wildkatze stammen. Ein genetischer Fingerabdruck wird erstellt, wie man ihn sonst nur aus der Kriminalistik kennt. Somit kann man nachweisen, ob und um welches Wildkatzen-Individuum es sich handelt. Auch Verwandtschaftsverhältnisse können aufgezeigt werden. War die Wildkatze am Baldrianstock eine der vom BN ausgewilderten oder schon ein Nachkommen derer?
Während des Wildkatzen-Monotorings im Jahr 2015 zeigte sich, wie dicht bewachsen das Waldstück mit unseren Lockstöcken eigentlich ist: Wir konnten nur noch mit großer Mühe durch den Wald zu den Lockstöcken vordringen. Dichtes Geäst, Brombeersträucher, dicke Wurzeln, am Boden liegende hohle Baumstämme machten es uns Menschen schwer, einen Weg zu finden. Doch dies zeigt, wie geeignet dieser Standort für die Wildkatze wäre: Hohe Vegetationsdichte und die reichhaltige Struktur des Waldes sind nötig für das Überleben der Wildkatzen!
Leider konnten wir im Rahmen unserer Untersuchung keine Wildkatzen nachweisen. Das heißt aber nicht, dass die Tiere nicht doch noch zu uns kommen: Westlich und östlich von München führen zwei für die Tiere geeignete Wanderkorridore vorbei (siehe auch Rettungsnetz Wildkatze: Wildkatzenwegeplan). Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir auch im Großraum München Wildkatzen nachweisen können. Damit es dazu kommen kann, setzt sich der BUND Naturschutz für eine strukturreiche Landschaft und naturnahe Wälder ein!
Weitere Informationen rund um die Wildkatze und zum Wildkatzenschutz in
Bayern finden Sie unter:
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