20.10.2017 – BUND Naturschutz Veranstaltung zu Stadtklima / Stadtnatur
Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Münchner Stadtklima ist für viele Bürgerinnen und Bürger Anlass zur Sorge. Das hat die gestrige Veranstaltung des BUND Naturschutz (BN) zum Thema „Stadtgrün und Klimawandel“ deutlich gezeigt. Über 70 Teilnehmer aus den Bezirksausschüssen und der Stadtverwaltung, Vertreter verschiedener Organisationen und interessierte Privatpersonen beteiligten sich an der Diskussion.
„Die Hitzebelastung in der Stadt wird durch die Klimakrise weiter zunehmen. Wir spüren am eigenen Leib, wie die Rekordtemperaturen der vergangenen Sommer uns schon jetzt belasten. Dies wird sich weiter verstärken, weil wir immer mehr innerstädtisches Grün verlieren. Verdichtung und Versiegelung tragen zusätzlich zur Aufheizung bei. Für Abwarten ist keine Zeit. Der Stadtrat muss jetzt gegensteuern, damit die Temperaturen in München erträglich bleiben“, fordert Angela Burkhardt-Keller, Baum-Expertin des BN in ihrer Begrüßung.
Prof. Dr. Stephan Pauleit von der TU München stellte in seinem Fachvortrag die Ergebnisse eines 5-jährigen Forschungsprojektes des Zentrums für Stadtnatur und Klimaanpassung vor. Untersucht wurde die Klimawirkung von Grünstrukturen in der Stadt. Das Ergebnis ist klar: Während Dachbegrünung keinerlei Abkühlung im Straßenraum bringt, kann Fassadenbegrünung hier einen Beitrag leisten. Den größten Abkühlungseffekt haben durch ihren Schatten und die Verdunstung von Wasser aber Bäume. Nur sie sind in der Lage klimatisch auch in die Fläche zu wirken.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass die verantwortlichen Stadtpolitiker sich der Klimakrise und der weiteren dramatischen Aufheizung der Stadt bewusst sind. Innovative Lösungsansätze oder grundlegendes Umdenken konnten sie aber nicht bieten. Die Aussage der CSU- und SPD-Vertreter, auf die Klimakrise sei man nie perfekt vorbereitet, klang hier eher hilflos als engagiert.
Deutliche Kritik an der aktuellen Stadtpolitik in Klimafragen und zum Schutz von Frei- und Grünflächen kam besonders von Seiten der Bezirksausschüsse und zahlreicher Bürgerinitiativen. Einhellige Meinung war, dass es am Bewusstsein fehlt. Der Erhalt von Natur in der Stadt aus Gründen des Klimaschutzes und zur Gesundheitsvorsorge sei einfach nicht ausreichend. Diese Kritik gipfelte in der zentralen Forderung an die Stadträte, dass unter der klimatischen Bedrohung für die Stadtbevölkerung grundlegende Veränderungen von Politik und Verwaltung gewagt werden müssen. Dazu müssten Mobilität, Energieversorgung und Verteilung des Raumes neu gedacht werden.
Professor Pauleit warb in seinem Schlussplädoyer für einen Blick in andere Metropolen wie beispielsweise Kopenhagen. Diese hatten mit ähnlichen Problemen unter vergleichbaren Bedingungen zu kämpfen. Die Politiker entschlossen sich trotz Unsicherheiten in den Prognosen aber frühzeitig, aktiv Maßnahmen zu ergreifen. Deshalb gelten diese Städte heute als Vorbilder.
„Wir verlieren jährlich zwischen 2000 und 3000 Bäume in München. Der Druck, Wohnraum zu schaffen, erhöht den Druck auf Grünflächen und den gesamten Baumbestand Münchens. Wir müssen schnellstmöglich umdenken. Uns fehlt in naher Zukunft schlicht der Platz, um mit Baumpflanzungen klimatisch noch gegensteuern zu können. Bäume sind der Schlüssel für ein menschenverträgliches Stadtklima. Das haben die aktuellen Forschungsergebnisse heute Abend ausdrücklich belegt“, resümiert Manfred Siering, stellvertretender Vorsitzender des BN in München.
Die Veranstaltung „Stadtgrün und Klimawandel“ war eine Kooperationsveranstaltung des BUND Naturschutz in München mit der Umwelt-Akademie.
Ansprechpartner für Rückfragen:
BUND Naturschutz, Kreisgruppe München
Dr. Rudolf Nützel, Geschäftsführer
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