4.4.2017 – BUND Naturschutz unterstützt Europäische Bürgerinitiative
Glyphosathaltige Gifte werden noch immer auf fast 40% der deutschen Ackerfläche eingesetzt um unerwünschte Ackerbeikräuter zu vernichten. Dabei sind die Mittel verheerend für Flora und Fauna und tragen wesentlich zum Artensterben bei. Auch die menschliche Gesundheit ist gefährdet. Mit einer Europäischen Bürgerinitiative will der BUND Naturschutz (BN) eine Neuzulassung des Giftes verhindern.
Die erheblichen Schäden, die Glyphosat bei Flora und Fauna verursacht, sind unumstritten. Selbst das Umweltbundesamt warnt vor gravierenden Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Europäische Chemikalienagentur ECHA stuft Glyphosat „als giftig für Wasserlebewesen“ ein. „Der Einsatz von Glyphosat vernichtet die biologische Vielfalt auf und neben unseren Äckern. Wildpflanzen und Insekten sowie Wasserorganismen leiden, vielen Vögeln wird die Nahrungsgrundlage weggespritzt. Glyphosat trägt einen großen Teil zum Artensterben bei“, so Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München. Aus diesem Grund verzichtet die Stadt München wie viele andere Kommunen freiwillig auf den Einsatz derartiger Mittel.
Weltweit sieht es jedoch anders aus: Im Jahr 2011 wurden global rund 650.000 Tonnen glyphosathaltige Herbizide eingesetzt. Für das Jahr 2017 wird eine Verdopplung des Verbrauchs vorausgesagt. Sollte der Anbau von glyphosatresistenten Pflanzen auch in der EU zugelassen werden, könnte der Verbrauch sogar um 800% steigen. Allerdings endet dieses Jahr die Zulassung für Glyphosat in der EU. Über eine weitere Zulassung für die nächsten 10 bis 15 Jahre muss neu entschieden werden.
„Um die Vergiftung unserer Landschaften europaweit zu beenden, ist ein Glyphosat-Verbot längst überfällig. Jetzt haben wir die Gelegenheit, Glyphosat endlich zu verbannen. Bereits über 620.000 Menschen unterstützen die europaweite Unterschriftenaktion zum Verbot des Giftes, denn Glyphosat schädigt auch die menschliche Gesundheit“, ergänzt Hierneis.
Aus diesem Grund hat sich der BUND Naturschutz mit 40 weiteren Organisationen zu einer Europäischen Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um eine erneute Zulassung von Glyphosat zu verhindern. Noch bis Juni 2017 kann sich jeder Bürger der EU mit seiner Unterschrift dafür einsetzen, dass glyphosathaltige Herbizide in der EU verboten werden, der Einsatz von Pestiziden reduziert wird und die Genehmigungsverfahren bei Neueinführungen strengeren Regeln folgen.
Der BN ruft dazu auf, die Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat zu unterstützen. Unterschriftenlisten liegen in der Geschäftsstelle des BUND Naturschutz München aus (Pettenkoferstr. 10a, Nähe U-Bahnstation Sendlinger Tor). Eine Teilnahme ist auch im Internet möglich: www.bund-naturschutz.de.
Auswirkungen von Glyphosat auf die menschliche Gesundheit
Die deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA, 2016) bewertet Glyphosat als augenschädlich und als organschädigend bei längerer und wiederholter Exposition. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass Mensch und Umwelt bereits einer Glyphosat-Dauerbelastung ausgesetzt sind. Eine europaweite Untersuchung des BUND (2013) zu Glyphosat-Rückständen in Menschen konnte den Wirkstoff im Urin von Großstädtern aus 18 europäischen Staaten nachweisen. 70 Prozent aller Proben in Deutschland waren belastet. Glyphosatrückstände finden sich in Europa auch in Semmeln und Mehl (Ökotest, 2012, 2013). Selbst die Bundesregierung hat eine Hintergrundbelastung der Bevölkerung mit Glyphosat eingeräumt (Drucksache 17/14291, Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Grünen, 2013).
Abweichende Einschätzungen gibt es zur brisanten Frage, ob Glyphosat krebserregend sei. Die Krebsagentur der WHO, die IARC, stufte Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ ein. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA bewertete Glyphosat hingegen kürzlich als „nicht krebserregend“. Allerdings stützte sich die ECHA bei ihrer Risikoanalyse weitgehend auf Studien der Industrie, während unabhängige wissenschaftliche Studien nur eine untergeordnete Rolle spielen.
„Die ECHA sieht Glyphosat zwar zurecht als Gefahr für die Artenvielfalt, ihre Bewertung zur Krebsgefahr aber ist völlig unbrauchbar. Sogar im europäischen Parlament wird kritisiert, dass die von der ECHA untersuchten Studien von Monsanto beeinflusst waren. In einer so wichtigen Frage müssen unabhängige Studien zu Rate gezogen werden. Interessensgruppen dürfen keinen Einfluss auf Studien über die Gefährdung der menschlichen Gesundheit haben! Mit der Europäischen Bürgerinitiative müssen wir Verbraucher uns zu Wort melden und ein klares Signal gegen Glyphosat setzen“, so Hierneis abschließend.
Im Jahr 1974 kam der Wirkstoff Glyphosat erstmals auf den Markt, inzwischen sind ca. 84 verschiedene glyphosathaltige Produkte zugelassen. Als Unkrautvernichter werden die Mittel in der Landwirtschaft, im Obst- und Weinbau, in Parkanlagen, auf Bahngleisen und in privaten Gärten intensiv eingesetzt. Das sogenannte Totalherbizid tötet alle Pflanzen, deren grüne Pflanzenteile einschließlich der Blätter mit dem Mittel in Berührung kommen, außer sie wurden gentechnisch so verändert, dass sie resistent gegen den Wirkstoff Glyphosat sind.
Mehr Informationen zum Thema auch am BN Service-Telefon:
Tel. 089 / 51 56 76 – 0
Mo – Fr: 9.00 – 12.30 Uhr
Di & Do zusätzl.: 13.30 – 17.00 Uhr
Die Europäische Bürgerinitiative im Internet:
Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat