Bund Naturschutz fordert nachhaltige Mobilität
statt Ausbau des Allacher Autobahntunnels
Die Kreisgruppe München des BUND Naturschutz (BN) lehnt die Planungen zur temporären Seitenstreifenfreigabe auf der A99 im Bereich Allacher Tunnel und Feldmoching entschieden ab.
„Der geplante Ausbau und die damit einhergehende Erhöhung der Kapazität für den Straßenverkehr wird die Verlagerung auf andere Verkehrsmittel und die dringend benötigte Verkehrswende weiter verzögern. Im Endeffekt werden durch diese Förderung des Straßenverkehrs nur noch mehr Autos und Lkw unterwegs sein. Genau dies ist auch bei der Eschenrieder Spange passiert. Sie sollte eine Verkehrsentlastung bringen, stattdessen wird jetzt ein weiterer Ausbau der Autobahn geplant“, so Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München.
Auf diese Zusammenhänge weisen wissenschaftliche Studien seit langem hin. So wurde gezeigt, dass der Ausbau von Straßen ein Mehr an Verkehr zur Folge hat (sogenannter induzierter Verkehr). Ferner führt der Ausbau von Straßen dazu, dass die einzelne Autofahrerin bzw. der einzelne Autofahrer mehr fährt als zuvor. Auch hinsichtlich der Staus ändert sich durch den Straßenausbau nichts.
„Der Ausbau des Allacher Autobahntunnels steht damit der dringend benötigten Verkehrswende und einer Reduktion von CO2-Emissionen entgegen“, fasst Hierneis zusammen.
Zusätzlich wird der Ausbau zu erheblichen Eingriffen in teils geschützte Biotope und in die Lebensräume streng geschützter Arten führen. Insgesamt werden durch die Umbaumaßnahmen und die Verlegung einer Kabeltrasse auf der Tunneldecke dauerhaft über 21.000 Quadratmeter Fläche neu versiegelt. Hinzu kommt die Rodung von knapp 100.000 Quadratmetern Gehölzflächen. Flächenverlust ist einer der größten Treiber des Artensterbens und muss unbedingt vermieden und seine Notwendigkeit immer kritisch hinterfragt werden. Zumal Ausgleichsmaßnahmen oft unwirksam sind. Dies alles könnte jedoch vermieden werden, wenn man endlich andere Konzepte wagt, um den Autoverkehr nachhaltig zu verringern.
Mittlerweile hat sich in der Pandemie gezeigt, dass u.a. Home-Office eine funktionierende Alternative zur Büropräsenz darstellen kann. Auch hat in München der prozentuale Anteil des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) am gesamten Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. „Diesen Trend gilt es durch den massiven Ausbau des ÖPNV und guter Fahrradwege zu fördern.“, so Hierneis.
Aus den Planungsunterlagen geht beispielsweise hervor, dass über 50% der Fahrten durch den Allacher Tunnel eine Gesamtlänge von weniger als 50 km haben, also hauptsächlich Pendlerfahrten darstellen. Es besteht somit ein großes Potenzial, diesen Kurzstreckenverkehr auf andere umweltfreundliche Verkehrsmittel zu verlagern. Allein dadurch könnte der Autobahnabschnitt erheblich entlastet werden. Während der für das Vorhaben geplanten Bauzeit ist eine Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel sogar unumgänglich. Das den Planungsunterlagen beiliegende Gutachten zur bauzeitlichen Verkehrsführung kommt zu dem Ergebnis, dass eine Verlagerung des Verkehrs als baubegleitende Maßnahme gezielt gefördert werden sollte.
Allein diese Erkenntnisse und Maßnahmen beinhalten zukunftsfähige Alternativen zum geplanten Ausbau.
„Allerdings scheint dieses Umdenken, wenn es um Autobahnen geht, nicht in Sicht. Im Gegenteil. Ein weiterer Allacher Tunnel mit 8-streifigem Ausbau im Naturschutzgebiet Allacher Lohe ist laut Bundesverkehrswegeplan vorgesehen. Die Teufelsspirale aus Straßenausbau, mehr Verkehr und noch mehr Ausbau, muss endlich mit mutigen Konzepten durchbrochen werden!“, fordert Hierneis. „Unser Vorschlag: anstelle des Autobahnausbaus, lieber den lange geforderten S-Bahn-Nordring auf Teilen der Fahrspuren der A99 planen. Über das vorhandene Autobahndreieck München-Feldmoching sowie das Kreuz München-Nord besteht dann gleich eine gute Anschlussmöglichkeit zur S1 und ins U-Bahnnetz.“, ergänzt Hierneis.