Expansionspläne in München
Google expandiert auf dem Gelände der Posthalle, Apple kündigt an, mehrere hundert Millionen Euro in München zu investieren, BMW will im Münchner Norden in den nächsten Jahrzehnten sogar einen neuen Industriepark entwickeln. München ist unbestritten einer der wichtigsten Standorte für Hochtechnologie in ganz Europa, nur was macht dieser Hype mit unserer Stadt?
Der Charme von München besteht in seiner Mischung aus moderner Stadt mit noch einigen Erholungsflächen und einem ansprechenden Stadtbild – auch das lockt viele Firmen nach München. Die Ansiedlung von Hochtechnologie ist nicht das direkte Problem. Allerdings sind die damit verbundenen Anforderungen an Wohnraum und Infrastruktur eine Gefahr für die letzten Grünflächen und Frischluftschneisen, welche die Stadt für ihre Zukunft genauso dringend braucht, wie Arbeitsplätze oder Wohnungen. Das gilt insbesondere in Zeiten des Klimawandels, wo jede Grünfläche und jede Frischluftschneise dringend benötigt wird, um der heißer werdenden Stadt Kühlung zu verschaffen.
„Die Münchner*innen brauchen in dieser am dichtesten besiedelten Stadt Deutschlands Grünflächen, Bäume und Erholungsflächen als Ausgleich für die zunehmende Versiegelung. Ohne einen wirklich langfristigen und vor allem nachhaltigen Entwicklungsplan für die Stadt können wir nicht einfach so weitermachen“, so Christian Hierneis, Vorsitzender des BUND Naturschutz in München. „Wir müssen jetzt endlich diejenigen Flächen identifizieren, die für die Zukunft dieser Stadt, aber auch für die Artenvielfalt dauerhaft von Bebauung freigehalten werden müssen.“
Die Stadt hat jetzt schon massive Probleme, den Verkehr zu den Stoßzeiten zu bewältigen. Der prognostizierte Verkehrskollaps rückt immer näher. Der BMW Gesamtbetriebsratsvorsitzende macht den Standort München für den Automobilkonzern gar vom Anschluss der Schleißheimer Straße an die Autobahn abhängig, mitten durch höchst wertvolle Biotopflächen, die eigentlich sowohl nach deutschem als auch europäischem Naturschutzrecht geschützt sind.
„Eine Verlängerung der Schleißheimer Straße würde wieder wichtige Grünflächen der Stadt zerstören, ohne wirklich eine Entlastung vom Autoverkehr zu erreichen. Um unsere Natur nicht völlig den nächsten Straßenprojekten preiszugeben, ist es dringend nötig, den ÖPNV auszubauen, vor allem auch den S-Bahn Verkehr außerhalb der Stadt. Die S-Bahn Nordspange würde auch den Mitarbeiter*innen von BMW zu Gute kommen“, so Dr. Thorsten Kellermann, stellvertretender Vorsitzender des BUND Naturschutz in München.
Aufgrund des auch von der Stadt selbst forcierten Drucks werden schon jetzt Flächen bebaut, die für Klimaschutz und Artenvielfalt wertvoll sind, anstatt sie dauerhaft zu schützen. Bauen Techkonzerne weitere Arbeitsplätze auf, zieht das vor allem Menschen in die Stadt, die sich mit guten Gehältern teure Wohnungen leisten können. Das wird die Mietpreise weiter nach oben treiben und es für Menschen mit niedrigen Einkommen noch schwerer machen, eine Wohnung zu finden. Der Druck, noch mehr Wohnungen zu bauen, wächst weiter. Irgendwann sind die freien und damit auch die wertvollen Flächen der Stadt aber verbraucht.
„Wir fordern die Stadt hier dringend auf, eine langfristige Strategie zu entwickeln, wie Ökonomie und Ökologie zusammenpassen. Dazu gehören auch neue Konzepte wie die Aufstockung bestehender Gebäude durch Holzständerbauweise oder die Verpflichtung von Unternehmen, Betriebswohnungen auf dem eigenen Gelände zu errichten, sonst wird aus einer grünen Stadt bald endgültig eine graue Stadt“, so Hierneis abschließend.