8.6.2017 – Autofreies Zukunftsszenario der SZ für München
Der Artikel „Ausgebremst“ im Münchner Teil der heutigen SZ beschreibt eines der gravierendsten Probleme unserer Zeit. Der Autoverkehr zählt heute zu den wesentlichen Negativfaktoren für die Lebensqualität in unseren Städten. Seit langem fordert daher der BUND Naturschutz (BN) mit vielen Bürgerbewegungen und lokalen Initiativen eine Abkehr von der autogerechten Stadtplanung und die Hinwendung zu einer am Menschen orientierten Stadt- und Verkehrsplanung. Eine Abkehr vom Auto in der Stadt würde aber nicht nur große Spielräume in der Stadtgestaltung eröffnen, sondern wäre der große Wurf für mehr Gesundheitsschutz für die Menschen.
„Die Stadt erwartet, dass der Zuzug nach München anhält. Sollen diese Menschen alle ihre eigenen Autos mitbringen? Wer fragt eigentlich welche Auswirkungen das für die Luftqualität und die Lärmbelastung hätte? Zusätzliche Autos bedeuten nicht mehr, sondern weniger Mobilität. Stillstand auf der Straße und in der Verkehrspolitik haben wir bereits heute. Die Zukunft der Mobilität liegt in der Stadt nicht beim Auto!“ so Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München.
Die negativen Folgen eines autofixierten Individualverkehrs sind hinreichend bekannt. Die Belastung der Luft mit Schadstoffen, Lärm oder die Gefährdung der Bevölkerung durch den Straßenverkehr verringern die Lebensqualität und tragen aktiv zur Gentrifizierung bei. Gesunde Lebensbedingungen sind schon längst eine Frage des Geldbeutels geworden, obwohl beispielsweise die EU-Luftreinhalterichtlinie verbindliche Vorgaben zur Verbesserung der Luftqualität für alle macht.
„Die Zeit ist reif, um die Wunden zu heilen, die der Autoverkehr in unsere Stadt geschlagen hat. Der Schutz der Gesundheit ist hier die Leitlinie und sollte oberste Priorität haben. Doch klare politische Vorgaben fehlen nach wie vor. Stadtrat und Stadtverwaltung gehen auch 16 Jahre nach Inkrafttreten der europäischen Luftreinhalte-Richtlinie keine wesentliche Wende im Verkehrsbereich an. Das ist und bleibt ein Skandal. München braucht sofort wirksame Maßnahmen gegen die Autoflut und keine Projekte für die Ewigkeit“ ergänzt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN in München.
Bisher konzentriert sich die Stadt München darauf, Verbesserungen z.B. im öffentlichen Nahverkehr anzukündigen und auf teure Einzelprojekte wie den zusätzlichen Tieftunnel zu verweisen. Im Gegensatz dazu fordert der BN den sofort wirksamen und flächendeckenden Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.
Aus diesem Grund fordert der BN von der Stadt München die sofortige Umsetzung auch kurzfristig wirksamer Maßnahmen, um die Mobilität in der Stadt grundsätzlich neu auszurichten und für die zukünftige Entwicklung fit zu machen.
Der BN fordert insbesondere:
1. Busverkehr massiv fördern durch dichteren Takt und eigene Busspuren als sofort wirksame Übergangslösung bis der Schienen gebundene ÖPNV ertüchtigt ist
2. massive Förderung des Rad- und Fußverkehrs über das derzeit bestehende Maß hinaus
3. Reduzierung des öffentlichen Parkraums ab 2017 um jährlich 5 %
4. Ausweitung des Bereichs mit maximal möglicher Parkgebühr bis zum mittleren Ring
5. Konsequente Ahndung von Falschparken durch die kommunale Parkraumüberwachung
6. Fahrverbot für private Dieselfahrzeuge ab 2020 mit Übergangsregelung
Doch während der Stadtrat heute bei Verkehrsthemen seltsam mutlos ist, zeigt der Blick in die Vergangenheit, was möglich wäre, wenn die Wünsche und Forderungen der betroffenen Menschen ernst genommen werden. Eine Stadt bei der individuelle Mobilität fast ausschließlich ohne Auto stattfindet, wäre in jeder Hinsicht ein Gewinn für alle wie das Beispiel „Westpark“ zeigt.
„Auf dem Gelände des heutigen Westparks wollte die Stadt ursprünglich die Garmischer Autobahn bis zum Sendlinger Tor verlängern. Erst der massive Widerstand der Bürger brachte Politiker und Verwaltung zum Einlenken. Der Westpark ist heute hoch geschätzt, eine Autobahn würden wir hingegen heute verfluchen“ ergänzt Hänsel.
Ansprechpartner für Rückfragen:
BUND Naturschutz, Kreisgruppe München
Martin Hänsel, stellv. Geschäftsführer, Tel. 089 / 51 56 76 – 0