IAA-Organisatoren geben weiter keine Informationen preis
„Der Automobil-Lobbyverband VDA und die IAA-Organisatoren wollen die Stadt München an der Nase herumführen. Wer noch immer geglaubt hat, die Internationale Automobilausstellung 2021 in München würde partnerschaftlich ablaufen, sollte jetzt endlich aufgewacht sein. Die VDA-Vertreter versprechen Transparenz und geben gleichzeitig keine einzige belastbare Information zur geplanten Auto-Präsentation auf den öffentlichen Plätzen der Stadt preis. Die Stadt München und ihre gewählten VertreterInnen sollen für dumm verkauft werden.“, urteilt Christian Hierneis, Vorsitzender des BUND Naturschutz (BN) in München.
Wie heute der Presse zu entnehmen ist, versprachen der Münchner Wirtschaftsreferent Baumgärtner (CSU) sowie VDA-Vertreter bei Sitzungen der Innenstadt-Bezirksausschüsse zwar einen intensiven Austausch, Details über das Konzept der IAA auf den öffentlichen Plätzen wurden jedoch nicht genannt. Eine Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger wurde sogar erst für den Zeitpunkt in Aussicht gestellt, wenn die konkrete Planung für die öffentlichen Plätze abgeschlossen sei. Dass danach überhaupt noch ein substantieller Einfluss aus der Bürgerschaft geltend gemacht werden kann, darf aus Sicht des BN getrost bezweifelt werden. Ruhig stellen statt Beteiligung, scheint das Konzept von VDA, der Messe München und des Münchner Wirtschaftsreferenten zu sein, allen anders lautenden Äußerungen zum Trotz.
„Die IAA bleibt die Show eines Automobil-Lobbyverbandes. Sie ist nicht die Plattform, auf der eine nachhaltige Mobilität der Zukunft verhandelt wird. Der VDA ist zudem nicht der richtige Akteur, um diese Diskussion zu führen. Nachhaltige Mobilität ist keine Überraschungspackung, dessen Inhalt vom Willen eines Automobilverbandes abhängig ist. Sie ist vielmehr Ergebnis einer öffentlichen Diskussion in der Bürgerschaft. Der BUND Naturschutz fordert deshalb die Stadt München auf, sich dieses Spiel nicht länger gefallen zu lassen. Bei der Kommunalwahl wurde auch für die Verkehrswende gestimmt. Es ist höchste Zeit, dass die Stadt die berechtigten Interessen der Bürgerinnen und Bürger endlich offensiv vertritt!“, so Hierneis weiter.
Erst vor wenigen Tagen hat die Stadtversammlung der GRÜNEN mit überwältigender Mehrheit eine Grundsatzposition zur IAA beschlossen, die auch das vom BN vorgelegte Konzept „Living City Lab“ beinhaltet. Der BN fordert nun die Stadtspitze sowie die Stadtratsmehrheit auf, das Spiel auf Zeit der IAA-Akteure nicht mitzumachen. Dem Beschluss müssen Taten folgen und die Finanzierung des geplanten Mobilitätskongresses der Stadt sowie des Konzeptes „Living City Lab“ muss bei den anstehenden Eckdatenbeschlüssen eingeplant werden.
„Noch ist Zeit genug für die Stadt, die Verkehrswende im öffentlichen Raum unabhängig von den Aktionen der IAA für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen. Dieses Erlebnis darf nicht am Geld oder einem zu späten Planungsbeginn scheitern.“ ergänzt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN in München und Initiator des Konzeptes „Living City Lab“.
Bei aller Euphorie für mögliche positive Auswirkungen der IAA für München wäre es töricht, die Augen gleichzeitig vor den mindestens genauso großen möglichen Gefahren zu verschließen, wenn der IAA keine klaren Vorgaben für die Präsenz auf den Plätzen in der Münchner Innenstadt gemacht werden: Den Vorrang möglichst vieler Autos in der Stadt für die Zukunft zu sichern, statt die Mobilität der Menschen auf alternative Füße zu stellen. Auch das würde der Stadt etwas „Bleibendes“ hinterlassen.