BN und LBV sehen Wettbewerbssieger zur SEM München Nordost als Erfolg für ihr Naturschutz-Gutachten
Nach der offiziellen Präsentation der Wettbewerbsergebnisse für einen neuen Stadtteil im Münchner Nordosten haben nun die beiden Naturschutzverbände BUND Naturschutz (BN) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Siegerentwurf eingehend unter die Lupe genommen. Die Experten der beiden Verbände prüften dabei, inwieweit darin ihre Forderungen und Aspekte des Artenschutzes, der Biotopvernetzung, Frischluftzufuhr und Erhalt der Landwirtschaft berücksichtigt wurden.
Bereits im Jahre 2012 hatten LBV und BN eine eigene Studie zu dem Gebiet vorgelegt und darin explizite Vorschläge für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung am nordöstlichen Stadtrand gemacht. Diese Studie war Teil der Ausschreibungsunterlagen des Wettbewerbs.
„Grundsätzlich wollen wir als Umweltverbände unsere Grün- und Freiflächen erhalten. Im vorliegenden Fall wussten wir allerdings, dass dort eine Bebauung kommt, deshalb unser Gutachten. Und diese umfangreichen Vorplanungen durch die Experten von LBV und BN waren erfolgreich. Der Siegerentwurf des Wettbewerbs berücksichtigt in der Variante 10.000 Einwohner unsere Forderungen weitgehend. Dadurch kann eine gute Grundlage für einen neuen Stadtteil geschaffen werden, der auch in ökologischer Hinsicht nachhaltig werden kann“ sagt Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München.
„Wenn die Belange des Natur- und Artenschutzes ernstgenommen werden und frühzeitig in die Planung einfließen, ist eine ökologische Siedlungsentwicklung möglich“ bekräftigt die erste Vorsitzende des LBV München, Dr. Irene Frey-Mann.
Damit der insgesamt positiv bewertete Siegerentwurf auch tatsächlich zu einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung führt, müssen laut BN und LBV aber folgende Voraussetzungen in der weiteren Umsetzung erfüllt werden:
- Der S-Bahn Tunnel muss vor Baubeginn realisiert werden
- rechtsverbindliche Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes nördlich des Bahndamms vor Baubeginn mit Fortsetzung der landwirtschaftlichen Nutzung im Landschaftsschutzgebiet
- Einrichtung eines Ökokontos durch die Stadt München auf den Flächen des Landschaftsschutzgebietes
- Ergebnis der LBV-/BN-Studie berücksichtigen: Beschränkung der Einwohnerzahl auf 10.000 Einwohner und Beschränkung der Zahl der neuen Arbeitsplätze auf 2000 statt den jetzt angedachten 7000 Arbeitsplätzen, um nicht wieder neuen Wohnungsmangel durch Gewerbezuzug zu erzeugen
- Verzicht auf das Gewerbegebiet im Norden des Planungsgebiets zum Erhalt des Charakters des alten Ortskerns von Johanneskirchen, Schutz der Anwohner vor Lärm, Emissionen und zusätzlichem Verkehr
- Gestaltung des Ostufers des geplanten Badesees als ökologisch wirksamer Rückzugsraum für Wildtiere und Pflanzen (kein Badebereich), Biotopverbund mit dem renaturierten Hüllgraben
- Positiv sehen die beiden Verbände, dass der Pferdesport und die landwirtschaftliche Nutzung im Osten des Planungsgebiets erhalten bleiben. Die Verbände begrüßen außerdem, dass ein Grünverbund aus dem renaturierten Hüllgraben und weiteren Grünachsen die Durchlässigkeit der Landschaft sicherstellt. Auch die Abkehr vom motorisierten Individualverkehr und die gute Anbindung an den ÖPNV schaffen gute Bedingungen für eine zukunftsfähige Siedlungsentwicklung.
Insbesondere der Gedanke, dem Autoverkehr keine durchgehende Nord-Südachse mit Anbindung an die A94 anzubieten, überzeugt die beiden Verbände. Sie sehen darin die Grundvoraussetzung, den Autoverkehr aus dem Gebiet weitgehend herauszuhalten und im öffentlichen Raum mehr Lebensqualität für alle zu schaffen.
„Gefallen hat uns beim Siegerentwurf auch, dass das gesamte Gebiet entsprechend dem tatsächlichen Wohnungsbedarf Schritt für Schritt bebaut werden kann. Das ist flexibel und berücksichtigt, dass die Prognosen zur zukünftigen Einwohnerentwicklung längst nicht so eindeutig sind, wie von der Stadt oft dargestellt“ ergänzt Hierneis.
„Jetzt hoffen wir, dass die Umsetzung den Ansprüchen eines nachhaltigen Stadtwachstums gerecht wird und das Potenzial des Siegerentwurfs auch ausgeschöpft wird. Eine tierfreundliche Bauweise, eine vielfältige und naturnahe Ausgestaltung der Grünräume und eine ökologische Aufwertung der Umgebung als Ausgleich für die neue Bebauung tragen viel zur Aufenthaltsqualität und letztlich der Akzeptanz des neuen Stadtviertels bei“ betont Dr. Frey-Mann.