29.01.2018 – Kaum mehr als maue Absichtserklärungen: Der heute im Stadtrat verabschiedete „Grundsatzbeschluss zu Förderung des Radverkehrs in München“ schafft es auch auf 116 Seiten nicht, ausreichend zukunftsweisende Perspektiven und klare Strategien zur Förderung des Radverkehrs in München zu präsentieren. Trotz des enormen Umfangs finden sich an wesentlichen Stellen lediglich Absichtserklärungen oder Machbarkeitsuntersuchungen. Ein Wille des Stadtrates, den Radverkehr auch zu Lasten des Pkw-Verkehrs kurz- und mittelfristig zu fördern, lässt sich darin zu wenig erkennen.
So bleibt der Beschluss eine insgesamt recht vage Zusammenstellung. Ob die beschriebenen Maßnahmen ausreichen, den Radverkehr in München massiv zu fördern, bezweifelt der BUND Naturschutz (BN) mit Blick auf die Erfahrungen bei der Umsetzung des letzten Grundsatzbeschlusses aus dem Jahr 2009. Seit damals wurden zwar Maßnahmen für den Radverkehr verwirklicht, doch von einem leistungsfähigen Radnetz, das die immer größer werdenden Radlerströme aufnehmen und sicher in der Stadt verteilen kann, ist München noch meilenweit entfernt. Entscheidende Knackpunkte wie durchgängige Hauptrouten oder die Umwidmung von Parkplätzen in Flächen für den Radverkehr wurden bisher ausgespart. Auch der neue Beschluss findet hierzu keine Zielvorgabe. Gesundes Vorwärtskommen bleibt für RadlerInnen in München damit weiter oft ein Glücksspiel.
„München bleibt hinter seinen Möglichkeiten im Radverkehr zurück. Vom Anspruch, Radlhauptstadt zu sein, bleibt München weit entfernt. Von einem Grundsatzbeschluss zum Radverkehr muss man mehr Mut, ehrgeizigere Ziele und vor allem viel mehr konkrete und überprüfbare Maßnahmen sowie einen Zeitplan zur Umsetzung erwarten dürfen. Mit diesem Beschluss haben CSU und SPD die große Chance vergeben, die Mobilität in der Stadt nachhaltig und zukunftsgerecht zu gestalten“ urteilt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN in München.
Statt mauer Absichtserklärungen fordert der BN insbesondere:
Verflüssigung des Radverkehrs statt Stop & Go
Grüne Welle für Radler auf Haupt-Einfallrouten.
Ausweisung / Bau von Radschnellwegen auch ins Umland
Jedes größere Bauvorhaben muss von Anfang an schnelle Radverbindungen mit grüner Welle als integralen Bestandteil eines Mobilitätskonzeptes einbeziehen, Beispiele: Freiham-Nord, Domagk-Kaserne, Bayernkaserne, Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme München Nord-Ost. Zusammen mit den auf Grüne Welle geschalteten Radwegen im Bestand sind diese Schnellverbindungen Teil eines radial und tangential geknüpften Netzes flüssiger Radverbindungen.
Abschaffung der Kombi-Ampeln
Die Zusammenlegung von Fußgängern und Radfahrern auf eine Ampel (Kombi-Ampel) benachteiligt den Radverkehr auf doppelte Weise: Die Grünphasen sind extrem kurz und es fehlt das gelbe Zwischensignal. Daher kommt es oft zu gefährlichen Situationen, wenn bei zügiger Fahrt die Ampel kurz vor dem Radler auf Rot umschaltet.
Ausweitung von Tempo 30 für PKW in der Innenstadt auf Hauptstraßen
Wo Radfahrer und PKW zusammentreffen, gleicht Tempo 30 die Geschwindigkeiten der Verkehrsteilnehmer aneinander an, was das Rad fahren deutlich sicherer macht.
Mehr Fahrradstraßen
Fahrradstraßen sind eine bewährte Maßnahme, um ohne große bauliche Veränderungen schnell und kostengünstig Verbesserungen für den Radverkehr zu erreichen. Auch Fußgänger und Anwohner profitieren davon. Wichtig: Ausreichende Markierung als Hinweis für Autofahrer!
Konsequentes Vorgehen gegen Radwegparker
Der permanente Missbrauch von Radwegen als Park-, Rangier- und Lieferzone ist kein Kavaliersdelikt! Er gefährdet Radfahrer und Fußgänger und zerstört die Wege!
Weiterer Ausbau des Systems an Radwegen und Fahrradspuren
Ein zusammenhängendes Radwegenetz mit deutlicher und einheitlicher Beschilderung ermöglicht Radlern ein flüssiges Vorwärtskommen. Es ist unabdingbare Grundlage, um Menschen für das Rad fahren zu begeistern.
Klare Prioritäten: Realisierung von nötigen Radwegen auch auf Kosten von PKW-Parkplätzen