BUND Naturschutz fordert Rücknahme des Stadtratsbeschlusses zur IAA – Stadt gibt Deutungshoheit zur Verkehrswende aus der Hand
Das gab es in der gesamten Nachkriegsgeschichte Münchens noch nicht: In geheimer, nichtöffentlicher Sitzung beschließt eine Sparbesetzung des ehemaligen Stadtrates in seiner letzten Sitzung, alle wesentlichen großen öffentlichen Freiflächen der IAA für ihre Zwecke zur Verfügung zu stellen.
Den Beschlussunterlagen, die dem BUND Naturschutz in München (BN) vorliegen, ist zu entnehmen, dass die freie Verfügbarkeit über die öffentlichen Plätze mitten in der Innenstadt für die Autobosse ein entscheidender Faktor waren, die IAA nach München zu verlegen. Zwar wird in den Unterlagen beschönigend von „Mobilitätsindustrie“ gesprochen, doch die Unterlagen zeigen ganz offen: Die IAA soll in München zur weltweit zentralen Leitmesse für Automobile werden!
„Ein derart weitreichender Eingriff in den öffentlichen Raum – ohne Beteiligung der Öffentlichkeit – ist ein Affront ohnegleichen. Hier muss die Öffentlichkeit einbezogen werden! Wir fordern von der Stadt, den Beschluss wegen dieses offensichtlichen Verfahrensfehlers zurückzunehmen. Eine breit angelegte Diskussion um die nötige Verkehrswende in München muss von der Stadt ausgerichtet werden, nicht von Automobilkonzernen. Die Deutungshoheit zur Verkehrswende muss von der Stadt ausgehen, nicht von Autokonzernen“, so Dr. Thorsten Kellermann, stellvertretender Vorsitzender des BN in München.
In bestem blumigen Werbesprech heißt es, mit der massiven Präsenz auf den zentralen Münchner Plätzen soll „eine positive Zukunftsvision von Mobilität visualisiert“ werden. Doch hinter der Fassade bleibt alles wie gehabt: Viel zu große und zu schwere Autos werden auch dann nicht nachhaltig, wenn sie schöne bunte Displays im Inneren bekommen und miteinander kommunizieren können.
„Das ist Green Washing und nichts anderes. Autos in der Innenstadt sind weder innovativ noch umweltfreundlich. Sie tragen nicht zu einer menschenfreundlichen Stadt bei. Innovative urbane Mobilität bedeutet Abschied vom Raumfresser Auto. Vorrang für öffentliche Verkehrsmittel, Fußgänger und Radler. Dieses Konzept ist ein automobiler Faustschlag in das Gesicht einer Stadt, die versucht, im Verkehr neue Wege zu gehen“, ergänzt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN in München.