BUND Naturschutz rät zu Ruhe bei Wespen statt Giftspritze

Ja gibt´s denn sowas: Obwohl alle Welt vom Insektensterben redet, hat der BUND Naturschutz (BN) bei einer Marktrecherche Dosen mit so unfreundlichem Inhalt wie Wespenschaum, Wespen K.O. Spray oder Wespen Turbo Spray gefunden. Baumärkte, Gartencenter und der Online-Handel machen Kasse mit dem Vernichten von Wespennestern. Dabei sind grundsätzlich alle der mehreren Hundert in Deutschland vorkommenden Wespenarten geschützt. Die Tiere dürfen weder gefangen noch getötet, Nester nicht zerstört werden.

Nach den Recherchen des BN wird von Herstellern und Händlern zumindest in Kauf genommen, dass KundInnen beim Einsatz der Mittel gegen das Bundesnaturschutzgesetz und die Bundesartenschutzverordnung verstoßen. Nur bei zwei der vielen Wespenarten, nämlich bei der „Deutschen Wespe“ und der „Gemeinen Wespe“, wird in München und anderen Kommunen eine Bekämpfung geduldet. Nur diese beiden Arten können dem Menschen lästig werden, da sie sich auch in unserer Nähe aufhalten oder an den Esstisch kommen. Alle anderen Wespenarten meiden den Menschen und naschen nicht von Brotzeit oder Kuchen, weshalb sie für uns völlig unproblematisch sind. Das gilt auch für Hornissen. Eine Verwechslung mit diesen oft besonders geschützten Arten, die nur in Ausnahmefällen umgesiedelt oder bekämpft werden dürfen, muss deshalb unbedingt ausgeschlossen werden. Selbst nach einer Beratung beim Kauf der Gifte kann das von Laien nicht erwartet werden. Beim Onlinekauf ist einer missbräuchlichen Verwendung Tür und Tor geöffnet.

„In den allermeisten Fällen ist die Angst der Menschen vor Wespen unbegründet. Rote Wespe, Sächsische Wespe und viele andere Arten sehen zwar ähnlich aus wie die beiden lästigen Arten, sind aber friedliebende Tiere. Sie zu bekämpfen ist unnötig und verboten! Deshalb müssen vor einer Bekämpfung unbedingt Fachleute vor Ort beurteilen, um welche Wespenart es sich eigentlich handelt. Die Giftspritze gehört, wenn überhaupt, in die Hand von Fachleuten, nicht von Laien“ erläutert Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München.

Der BN hat die Firmenzentralen der Baumärkte und Gartencenter in München schriftlich um Stellungnahme zu den Produkten gebeten und sie aufgefordert, auf einen Verkauf zu verzichten. Die Reaktionen wertet der BN als Teilerfolg: Immerhin setzten sich die Firmen mit der Problematik auseinander und kündigten Maßnahmen an, auch wenn es große Unterschiede gibt. Die angekündigten Maßnahmen reichen von einer Überprüfung des Sortiments mit Herausnahme besonders problematischer Gifte, über das Bereitstellen von Informationen bis hin zu der Zusage, diese Insektizide künftig nur noch nach Beratung und nicht mehr online zu verkaufen. Grundsätzlich hielten alle Firmen jedoch an einem Verkauf der Insektengifte fest. Deshalb setzt sich der BN nun dafür ein, die Zulassung der Insektizide überprüfen zu lassen. Gleichzeitig fordert der BN vom Handel einen freiwilligen Verzicht auf die problematischen Mittel. Denn Wespen sind in der Natur z.B. wichtige Insektenjäger und damit Verbündete bei der Mückenjagd. Außerdem tragen sie zur Bestäubung bei.

„Fast immer lassen sich mit Hilfe einfacher Maßnahmen und Verhaltensregeln Lösungen finden, bis die Wespensaison wieder vorbei ist. Denn im Herbst stirbt das Volk sowieso wieder ab. das Problem erledigt sich dann von alleine, völlig ohne Gift“ ergänzt Hierneis.

Zwei Gifte sind besonders problematisch

Der „Blattanex Wespenschaum“ soll laut Produktbeschreibung „gegen Wespen in frei hängenden Nestern“ eingesetzt werden. Frei hängende Nester werden aber fast ausnahmslos von Wespenarten gebaut, die besonders schützenswert sind, die den Menschen nicht belästigen und deren Nester nicht zerstört werden dürfen. Zwar weist der Hersteller darauf hin, dass das Insektizid nur gegen die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe eingesetzt werden darf. Diese beiden Arten bauen aber typischerweise keine frei hängenden Nester! Sie sind sogenannte Dunkelbrüter, die in Hohlräumen wie Rollladenkästen oder hinter Wandverkleidungen nisten. Dies gilt allerdings auch z.B. für die äußerlich ähnliche Rote Wespe oder die Hornisse, beides Arten, die für den Menschen unproblematisch sind aber ebenfalls dunkel nisten.

Auf dem „Wespen K.O. Spray“ eines anderen Herstellers wiederum ist zum Teil die streng geschützte Hornisse abgebildet. Diese Produktvariante findet sich noch in zahlreichen Online-Shops.

Foto: M. Hänsel

„Diese beiden Fälle zeigen deutlich, dass nicht einmal die Hersteller genau zwischen der großen Mehrzahl der geschützten Wespenarten und den zwei lästig werdenden Arten unterscheiden. Vielmehr lassen sie jegliches Verantwortungsgefühl für die wichtige ökologische Bedeutung und den Erhalt der Wespen vermissen. Die Verantwortung wird auf die Käufer abgewälzt, wohlwissend, dass die Laien wahrscheinlich gegen Naturschutzrecht verstoßen und geschützte Arten töten, weil sie diese nicht erkennen können“ so Hierneis abschließend.

 

 


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