BUND Naturschutz fordert Nachprüfung
Ohne Nachprüfung – Stadt München fällt allein für den ersten Bauabschnitt 530 Bäume für Verlängerung der U5 nach Pasing
Mit einer Aktion verabschiedet die Kreisgruppe München des BUND Naturschutz (BN) die 530 Bäume, die im Januar in der Gotthardstraße gefällt werden sollen.
Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN: „Wir finden es mehr als bedauerlich, dass unsere Warnung und unserer Bitte nach erneuter Prüfung der Gleisführung für die neue U5 nicht nachgekommen wurde. 530 Bäume sollen nun gefällt werden, weil bei der Planung der Baumerhalt keine Priorität hatte. Natürlich ist der BN für die U-Bahn als Teil des Umweltverbundes. Wo dies sinnvoll ist, unterstützen wir auch den Bau neuer U-Bahnlinien. Allerdings muss bei jeder Baumaßnehme der weitestgehende Erhalt der bestehenden Bäume oberste Priorität haben, denn große Bäume haben eine Schlüsselfunktion bei der Anpassung an den Klimawandel genauso wie für die Lebensqualität der Menschen. Doch seit unserem Appell von 2018 gegen die Fällung ist anscheinend nichts passiert. Die Planung, über die jetzt abgestimmt wird, wird den Erfordernissen des Klimawandels nicht gerecht.“
Das Baureferat der LH München argumentiert, dass die Fällung notwendig sei, da die Gleise am Laimer Platz nicht tief genug für eine baumschonende Tunnelbauweise im bergmännischen Vortrieb unter der Oberfläche liegen. Aufgrund einer U-Bahn Abstellanlage, welche auf dem Weg zur nächsten Haltestelle an der Willibaldstraße zwischen den Fahrgleisen entstehen soll, ändert sich an dieser Situation bis dorthin auch nichts. Erst westlich der Willibaldstraße werden die Gleise dann in die Tiefe „tauchen“, so dass etwa ab dem Ende der Gotthardstraße baumschonend und rein unterirdisch gearbeitet werden kann. Nach Informationen des BN wurde aber eine alternative Lage der Abstellanlage im Verlauf der Planungen nie geprüft, beispielsweise unterhalb der Sportplätze des SV Laim, in unmittelbarer Nähe zum Laimer Platz. Hier wären nicht nur weitaus weniger Bäume betroffen. Die Verlegung der Abstellanlage hätte aus Sicht des BN auch den Vorteil, dass die Gleise wesentlich früher, spätestens ab der Von-der-Pfordten Straße, in die Tiefe tauchen könnten. Damit könnte ein großer Teil der Bäume vor Ort gerettet werden.
„Wir hätten uns gewünscht, dass die Stadt das zumindest überprüft“, ergänzt Angela Burkhardt-Keller, Baumschutzexpertin des BN. „Natürlich sollen nach Abschluss der Bauarbeiten die Anzahl an gefällten Bäumen wieder gepflanzt werden. Neu gepflanzte Bäume entfalten allerdings erst nach 40 Jahren ihre volle Wirksamkeit für das Stadtklima hinsichtlich Verschattung, Kühlung und Sauerstoffproduktion. Was passiert während dieser 40 Jahre? Der Klimawandel schreitet voran und wir brauchen schon jetzt jeden Großbaum, der das weitere Aufheizen unserer Stadt abmildert. In München werden pro Jahr rund 2000 Bäume gefällt und nicht ersetzt, das ist für eine Stadt, die zukunftsfähig sein will, einfach zu viel. Gerade bei Planungen der öffentlichen Hand muss der Erhalt von Bäumen innerstädtisch absolute Priorität haben, da Bäume den größten Beitrag zu einem kühleren und gesünderen Stadtklima leisten.“
Der BN ruft die Münchner:innen dazu auf, ab sofort bis zum 20. Dezember ihrem Lieblingsbaum in der Gotthardstraße einen Abschiedsgruß umzuhängen und sich so von den Bäumen zu verabschieden. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation veranstaltet der BN bewusst keine Demonstration vor Ort um Menschenansammlungen zu vermeiden. Der BN bittet aber die Menschen darum, Fotos von sich und ihrem Abschiedsbild am Baum aufzunehmen und dem BN zu schicken. Diese Fotos will der BN dann im Internet veröffentlichen.