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Igelschutz leicht gemacht

Mit etwas Glück kann man derzeit in Gärten und Parks junge Igel beobachten, die im August oder Anfang September zur Welt gekommen sind. Erst wenige Wochen alt gehen sie schon auf Erkundungstour. Für sie gilt es, sich rasch eine Fettschicht anzufressen, um bis Ende Oktober für die kalte Jahreszeit und den Winterschlaf gewappnet zu sein. Doch kommen sie allein zurecht?

Wildtiere sind von Natur aus an das Überleben und Überwintern im Freien angepasst, das gilt auch für den Igel. „Gesunde und kräftige Tiere gehören auf keinen Fall ins Haus!“ erläutert Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BUND Naturschutz in München (BN).

Allerdings ist in gepflegten Gärten und Parks das Angebot an Nahrung und an Unterschlupfmöglichkeiten für Igel oftmals knapp. Mit einfachen Mitteln kann jeder den Igeln Gutes tun und sich an den Tieren freuen. „Igelschutz ist kinderleicht und bietet spannende Naturerlebnisse für die ganze Familie. Der Igel ist in Grünanlagen und Gärten recht häufig, kaum scheu und lässt sich leicht in der Dämmerung beobachten. Dabei gilt: Anschauen – Ja! Anfassen – Nein!“ so Hänsel weiter.

So kommen Igel sicher durch den Winter:

Egal ob öffentliche Parkanlage, Wohnungsanlage oder Privatgarten: Mit wenigen einfachen Mitteln kann jeder den Igeln helfen, sicher durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

Ein großer trockener Laubhaufen in einer windstillen, ruhigen Ecke, beispielsweise unter einer dichten Hecke, bietet den Tieren ein sicheres Quartier. Vor allem Privatgärtner können den Laubhaufen zusätzlich mit einer Plane vor Regen und Schnee schützen. Auch schräg gegen Mauern gelehnte Bretter über einer dicken Laubpackung können als Unterschlupf dienen. Zusätzlich gibt es im Fachhandel spezielle Igelhäuser zu kaufen, die man ebenfalls in Laubhaufen „einbauen“ kann. Auf ihren nächtlichen Streifzügen sind die Igel bereits auf der Suche nach geeigneten Winterquartieren. Es ist deshalb sinnvoll, den Tieren schon jetzt entsprechende Plätze anzubieten.

„Auch wenn kein Igel in den aufgeschichteten Laubhaufen einzieht ist die „Arbeit“ nicht umsonst. Im Laub verstecken sich unzählige Insekten und Würmer, ein Leckerbissen für Igel. Laubhaufen sind nicht nur Unterschlupf, sondern auch Speisekammer für sie“ erklärt Hänsel.

Füttern? Aber richtig:

Die diesjährigen Jungigel sind für zusätzliches Futter dankbar, immerhin sollten sie täglich um die 15 Gramm zulegen, um bis zum Wintereinbruch etwa 500 Gramm auf die Waage zu bringen und genügend Reserven für den Winterschlaf zu haben. „Wer Igeln beim Endspurt in den Winterschlaf mit etwas Futter helfen will, kann zu speziellem Igelfutter, Katzenfutter aus der Dose oder ungewürztem Hackfleisch oder Rührei greifen. Wasser oder ungesüßter Fencheltee eignen sich als Durstlöscher. Ungeeignet als Futter sind hingegen Milch und Obst! Milch verursacht Durchfall, während Obst für die Insektenfresser zu wenig Kalorien enthält um Winterspeck anzulegen“ so Hänsel weiter.

Welche Igel benötigen zusätzliche Hilfe?

Igel zählen zu den besonders geschützten Tierarten. Gesunde Tiere dürfen keinesfalls zum Überwintern mit nach Hause genommen werden, als Wildtiere überstehen sie den Winter im Freien normalerweise gut. Verletzte Igel, verwaiste Igelsäuglinge mit verschlossenen Ohren und Augen die tagsüber nicht in ihrem Nest sind, herumirrende Igel nach Wintereinbruch und Igel, die bei Wintereinbruch weniger als 400 Gramm wiegen, bedürfen jedoch menschlicher Hilfe.

Hänsel gibt Tipps zum richtigen Umgang mit Igeln:  „Der Igel sollte als Erstes vorsichtig auf Verletzungen untersucht werden. Unterkühlte Tiere, deren Bauchseite kälter ist als die eigene Handinnenfläche, kann man auf eine mit einem Frottierhandtuch umwickelte Wärmflasche in einem zugedeckten Karton setzen. Wenn möglich sollte der Igel auch von Fliegeneiern und –maden, Flöhen und Zecken befreit werden. Fliegen und Zecken kann man mit Pinzetten entfernen und die Flöhe lassen sich mit einem speziellen Flohspray abtöten. In solchen Fällen sollte auch der Rat eines Tierarztes eingeholt werden.“

Igel – ein Wildtier braucht die Stadt

Gut strukturierte, gemischte Wälder und Auen, strauchreiche Waldränder, Feldhecken und –gehölze, das ist der ursprüngliche Lebensraum unseres größten einheimischen Insektenfressers. Durch die Rodung von Feldgehölzen und mit der zunehmenden Verbreitung nahrungsarmer Fichtenforste wurde dem Igel jedoch ein wesentlicher Teil seines Lebensraumes beschnitten. Als Ersatzlebensraum hat der Igel die Stadt erobert. Hier gibt es Unterschlupf und Nahrung in einer Menge, mit der die verarmten und deckungslosen ursprünglichen Lebensräume nicht mithalten können. Mit der begonnenen Rückkehr zu natürlicheren Wäldern konnten sich rund um München z.T. wieder sehr abwechslungsreiche Waldbilder entwickeln. Ob die Münchner Igel die Wälder wieder zurückerobern, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber, dass Igel inzwischen flächendeckend in München vorkommen, wie zwei Igel-Volkszählungen des BN von 1998 und 2010 ergeben haben.