Foto: Johannes Selmansberger

Umwelttipp des BUND Naturschutz

Hornissen sind tolerante und friedfertige Tiere und meiden uns Menschen wo es geht. Wirklich gefährlich sind sie nur für andere Insekten oder deren Larven, wie Raupen, mit denen sie ihren eigenen Nachwuchs füttern. An Kuchen oder zuckersüßer Limo haben sie dagegen kein Interesse! Da Hornissen oft missverstanden werden, klärt der BUND Naturschutz in München (BN) auf und gibt Tipps zum Umgang mit den Tieren im Garten.

Eine Hornisse ist bis zu dreieinhalb Zentimeter lang und damit die größte staatenbildende Wespenart Mitteleuropas. Und ja, sie sticht auch zu, wenn sie sich bedroht oder bedrängt fühlt. „Der Stich einer Hornisse ist nicht gefährlicher als der einer herkömmlichen Wespe und ist viel weniger giftig, als der Stich einer Honigbiene“, versichert Hans Greßirer, Wespen- und Hornissenexperte des BN in München. „Dass Hornissen angeblich Menschen und Pferde mit wenigen Stichen töten können, ist ein Märchen. Das Gerücht hält sich leider hartnäckig, doch an der Behauptung ist nichts dran“, so Greßirer weiter.

Gefährlich ist ein Stich nur im Mund- oder Rachenraum, aber nicht wegen des Giftes, sondern weil dort eine Schwellung das Atmen behindern kann. Besonders aufpassen müssen Allergiker, denn sie können auf bestimmte Eiweißkörper reagieren, die im Gift von Hornissen enthalten sind. Personen mit einer Bienengiftallergie sind nicht automatisch gegen Wespen oder Hornissen allergisch. Wer sich hier nicht sicher ist, sollte das fachärztlich prüfen lassen. Das Gute: Bei Hornissen muss man beim Frühstück im Freien keine Angst haben, dass sich das Tier auf das Marmeladenbrot setzt. Hornissen haben kein Interesse an Süßem. Deshalb ist ein Stich im Mund und Rachen höchst selten.

Das schmeckt ihnen

Die dicken Brummer sind geschickte Jäger. Auf ihrem Speiseplan stehen Fliegen, Bremsen, Motten und auch Wespen, Bienen oder Libellen – daher die Bezeichnung „Insektenjäger“. Gejagt wird meistens im Flug – Tag und Nacht. Deshalb landen Hornissen bei geöffnetem Fenster nachts auch mal im Haus. Künstliches Licht irritiert sie nämlich. „Hornissen sind rund um die Uhr aktiv. Das ist auch nötig, da ein großes Hornissenvolk täglich ein halbes Kilo Insekten vertilgt und die Larven ständig gefüttert werden müssen“, erklärt Greßirer. Die Beutejagd dient also nicht der eigenen Ernährung, sondern vielmehr der Brutpflege. Erwachsene Arbeiterinnen fressen fast nur Kohlenhydrate, also Pflanzensäfte von Fallobst und Baumrinden, Nektar von Blüten oder Honigtau der Blattläuse.

Zusammenleben: Hornissen und Menschen

Ein Zusammenleben mit den Riesenwespen ist gar nicht so kompliziert und erledigt sich im Herbst von selbst. Wichtig zu wissen: Ein Hornissenjahr beginnt je nach Witterung zwischen April und Mai, findet ihren Entwicklungs-Höhepunkt im August und endet im Oktober. „Bis zum November schafft es kaum ein Volk, und wenn, dann so dezimiert, dass wir Menschen sie nicht mehr wahrnehmen“, sagt Greßirer. Es überleben im Herbst nur die begatteten Jungköniginnen, die sich für den Winter einen geschützten Unterschlupf suchen. Folgende Tipps können das friedliche Zusammenleben von Menschen und Hornissen erleichtern:

• Entspannt bleiben: Hornissen sind scheue Tiere. Außerhalb ihres Nestbereichs gehen sie Konfrontationen gerne aus dem Weg. Verfliegt sich eine Hornisse nachts ins Haus, kann man das Tier durch Ausschalten des Lichtes und weites Öffnen der Fenster leicht zum Wegfliegen bringen.
• Nester in Ruhe lassen: In einem Bereich von etwa vier Meter um das Nest reagieren Hornissen auf Störungen empfindlich und können das Nest verteidigen. Hält man sich an diese „Ruhezone“, kann man den Hornissen bei ihrer interessanten Arbeit zuschauen.
• Umsiedlung nur in Notfällen: Da natürliche Nistmöglichkeiten wie Höhlen in großen Laubbäumen an Waldrändern vielerorts fehlen, nutzen Hornissen auch Dachböden, Scheunen oder Vogelnistkästen. Die Riesenbrummer sind selbst in der unmittelbaren Nähe von Häusern friedliche Nachbarn und Untermieter. „Da ein Hornissenvolk im Herbst stirbt, sollte jeder Gartenbesitzer bis zu diesem Zeitpunkt warten“, erklärt Greßirer. Sollte man das leere Nest dann entfernen müssen, so legt man es am besten an einen geschützten Platz im Garten, an dem es anderen Insekten als Winterquartier dienen und langsam zerfallen kann. Über eine Umsiedlung des Nestes während des Lebenszyklus des Hornissenvolkes kann man nur in Ausnahmefällen nachdenken. Hierfür braucht man aber Spezialisten. Ratschläge gibt die zuständige Naturschutzbehörde der Stadt bzw. des Landkreises München, die eine Umsiedlung auch genehmigen müsste.

Hornissen stehen unter Naturschutz

Die Riesenwespen sind durch ihre Lebensweise eine Art Naturpolizei im Ökosystem und besitzen eine bedeutende Rolle für natürliche Regulationsprozesse bei Insekten. Umso erschreckender ist die Tatsache, dass Hornissen kaum noch Lebensräume in unserer Gegend finden. Verantwortlich dafür sind die intensiv genutzten Landschaften, artenarme Nadelwälder, Abholzung alter und hohler Bäume, die Ausbringung von Pestiziden und der Rückgang natürlicher Beutetiere. „Hornissen zählen zu den besonders geschützten Tierarten und werden durch das Bundesnaturschutzgesetz rechtlich geschützt. Sie dürfen nicht getötet und ihr Nest nicht zerstört werden. Wer Probleme mit den Tieren hat, muss einen Experten kontaktieren und benötigt für Eingriffe die Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde“, so Greßirer abschließend.

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