Coolness siegt vor Gifteinsatz

Auf Anfrage der Kreisgruppe München des BUND Naturschutz rät das Umweltbundesamt vom Gifteinsatz gegen Wespen ab. Richtiges Verhalten ist fast immer die bessere und gesündere Lösung, auch für den Menschen.

Lediglich zwei der mehreren hundert in Deutschland vorkommenden Wespenarten werden den Menschen gelegentlich lästig. Nur die Deutsche und die Gemeine Wespe kommen zu uns an den Esstisch oder bauen große Nester in der Nähe des Menschen. Alle anderen Arten sind unproblematisch. Oftmals handelt es sich bei schwarz-gelben Insekten nicht einmal um Wespen, sondern um völlig ungefährliche Schwebfliegen oder einen Wespenbockkäfer. Trotzdem werden Gifte gegen Wespen weit verbreitet eingesetzt.

Diese Gifte enthalten als Wirkstoff meist Pyrethroide, welche tödlich für alle Insekten sind. Auch für die menschliche Gesundheit sind die Mittel nicht unbedenklich. Wie das Umweltbundesamt dem BUND Naturschutz (BN) auf Anfrage schriftlich mitteilte, werden pyrethroidhaltige Insektizide gegen Wespennester derzeit einer Zulassungsüberprüfung unterzogen. Dabei wird geklärt, ob sie ab Anfang 2025 nur noch von Fachpersonen eingesetzt werden dürfen. In dem Schreiben teilt das Umweltbundesamt die Einschätzung des BN, dass für Privatpersonen ein hohes Risiko besteht, die Gifte versehentlich gegen geschützte Arten einzusetzen und somit ungewollt gegen Naturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung zu verstoßen. Das Umweltbundesamt spricht sich schon jetzt gegen eine Anwendung der Mittel durch Privatpersonen aus.

„Wespen sind geschützt. Wer zur Giftspritze greift kann nicht nur gegen Naturschutzrecht verstoßen, sondern auch die eigene Gesundheit gefährden. Wespengifte gehören nicht in die Hände von Privatpersonen. Nur ausgewiesene Fachleute sollten sie einsetzen dürfen. Trotzdem werden in Gartencentern, in Baumärkten und im Online-Handel weiter Insektizide gegen Wespen angeboten“ stellt Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München, fest.

In den Jahren 2017 und 2018 hatte sich der BN mit einer Aufklärungskampagne zum umsichtigen Umgang mit Wespengiften an Gartencenter und Baumärkte gewandt. In ihren Antworten an den BN setzten sich die Unternehmen nur teilweise mit der Problematik auseinander und kündigten verschiedene Maßnahmen an. Grundsätzlich hielten alle Firmen jedoch an einem Verkauf der Insektengifte fest.

So liegt es derzeit an jedem Einzelnen, sich bis zum Abschluss der Zulassungsüberprüfung gegen den Einsatz der Gifte zu entscheiden. „Ruhe bewahren ist die Grundregel. Das löst fast alle Situationen. In der Regel lassen sich mit Hilfe einfacher Maßnahmen und Verhaltensregeln Lösungen finden, bis die Wespensaison in wenigen Wochen wieder vorbei ist. Denn im Herbst stirbt das Volk sowieso wieder ab. Das Thema erledigt sich dann von alleine, völlig ohne Gift“ betont Hierneis.

 

 

Der richtige Umgang mit Wespen:  Das rät der BUND Naturschutz

Der BN appelliert an die Bevölkerung keine Wespengifte zu kaufen. Um sich mit den Tieren zu arrangieren, reichen meist einfache Lösungen:

–  Ruhe bewahren, keine hektischen Bewegungen, nicht nach den Tieren schlagen oder sie anpusten

–  unmittelbaren Nestbereich meiden (Abstand je nach Art ca. 1 – 3 m)

–  Fenster und Türen mit Fliegengitter (Befestigung mit Klettband) wespensicher machen

–  Ablenkfütterung abseits des Essplatzes

–  Essen im Freien abdecken, Getränke verschließen

–  Nach dem Absterben des Wespenvolks im Herbst Rollladenkästen etc. reinigen und gegen Neubesiedlung abdichten

–  Für Allergiker: Notfallset gemäß Allergikerausweis zur Hand haben

–  In echten Notfällen hilft die Feuerwehr

–  Kein Einsatz von Giften gegen Wespennester. Die Mittel sind auch für Menschen gesundheitlich nicht unproblematisch. Bei falscher Anwendung können die Wespen aggressiv werden und stechen!

Wespen sind wichtige Vertilger von Mücken und anderen Insekten. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette. Auch tragen sie zur Bestäubung bei. Grundsätzlich sind alle der mehreren Hundert in Deutschland vorkommenden Wespenarten geschützt. Die Tiere dürfen weder gefangen noch getötet, Nester nicht zerstört werden. Nur bei zwei der vielen Wespenarten, nämlich bei der „Deutschen Wespe“ und der „Gemeinen Wespe“, wird in München und anderen Kommunen eine Bekämpfung geduldet. Nur diese beiden Arten können dem Menschen lästig werden, da sie sich auch in unserer Nähe aufhalten oder an den Esstisch kommen. Mit ein paar Verhaltenstipps ist jedoch auch hier oft ein Arrangement möglich. Alle anderen Wespenarten meiden den Menschen und naschen nicht von Brotzeit oder Kuchen, weshalb sie für uns völlig unproblematisch sind. Das gilt auch für Hornissen. Im Spätsommer oder Herbst sterben die Völker ab, die befruchteten Jungköniginnen überwintern in einer Ritze und gründen im nächsten Jahr an anderer Stelle ihr Volk. Dann ist ein guter Zeitpunkt, die Stelle zu reinigen und eventuell abzudichten, um Ansiedlungen in den Folgejahren auszuschließen.