BUND Naturschutz rät zu Ruhe bei Wespen

Ja gibt´s denn sowas: Obwohl alle Welt vom Insektensterben redet, verkaufen Supermärkte, Baumärkte, Gartencenter und der Online-Handel weiter munter Wespenschaum, Wespen K.O. Spray oder Wespen Turbo Spray. Es wird Kasse gemacht mit dem Vernichten von Wespennestern. Dabei sind grundsätzlich alle der mehreren Hundert in Deutschland vorkommenden Wespenarten geschützt. Die Tiere dürfen weder gefangen noch getötet, Nester nicht zerstört werden.

Nach Recherchen des BUND Naturschutz in München (BN) wird von Herstellern und Händlern zumindest in Kauf genommen, dass beim Einsatz der Mittel zu Hause gegen das Bundesnaturschutzgesetz und die Bundesartenschutzverordnung verstoßen wird. Nur bei zwei der vielen Wespenarten, nämlich bei der „Deutschen Wespe“ und der „Gemeinen Wespe“, wird in München und anderen Kommunen eine Bekämpfung geduldet. Alle anderen Wespenarten meiden den Menschen, sie naschen nicht von Brotzeit oder Kuchen und sind für uns völlig unproblematisch. Das gilt auch für Hornissen. Diese oft besonders geschützten Arten dürfen nicht vernichtet werden. Aber selbst nach einer Beratung beim Kauf der Gifte kann von Laien keine sichere Bestimmung der Wespenart erwartet werden. Beim Onlinekauf ist einer missbräuchlichen Verwendung völlig Tür und Tor geöffnet.

„In den allermeisten Fällen ist die Angst der Menschen vor Wespen unbegründet. Rote Wespe, Sächsische Wespe, Feldwespen und viele andere Arten sind friedliebende Tiere. Sie zu bekämpfen ist unnötig und verboten! Deshalb müssen vor einer Bekämpfung unbedingt Fachleute vor Ort beurteilen, um welche Wespenart es sich eigentlich handelt. Die Giftspritze gehört, wenn überhaupt, in die Hand von Fachleuten, nicht von Laien“ erläutert Hans Greßirer, Wespenexperte und Vorstandsmitglied des BN in München.

Um möglichst viele Wespennester zu erhalten, unterstützen ausgebildete Wespenberaterinnen und –berater des BN bei Konflikten. Abgestimmt auf den Einzelfall suchen sie gemeinsam mit den betroffenen Anwohnern nach Wegen für ein friedliches Nebeneinander von Mensch und Wespe. Denn Wespen sind in der Natur wichtige Insektenjäger und damit Verbündete bei der Mückenjagd. Außerdem tragen sie zur Bestäubung bei. „Fast immer lassen sich mit Hilfe einfacher Maßnahmen und Verhaltensregeln Lösungen finden, bis die Wespensaison wieder vorbei ist. Denn im Herbst stirbt das Volk sowieso wieder ab. Das Problem erledigt sich dann von alleine, völlig ohne Gift“ ergänzt Greßirer.

Der richtige Umgang mit Wespen: Das rät der BUND Naturschutz

Der BN appelliert an die Bevölkerung, keine Wespengifte zu kaufen. Um sich mit den Tieren zu arrangieren, reichen meist einfache Lösungen:
–  Ruhe bewahren, keine hektischen Bewegungen, nicht nach den Tieren schlagen oder sie anpusten
–  unmittelbaren Nestbereich meiden (Abstand je nach Art ca. 1 – 3 m)
–  Fenster und Türen mit Fliegengitter (Befestigung mit Klettband) wespensicher machen
–  Ablenkfütterung abseits des Essplatzes
–  Essen im Freien abdecken, Getränke verschließen
–  Nach dem Absterben des Wespenvolks im Herbst Rollladenkästen etc. reinigen und gegen Neubesiedlung abdichten.
–  Für Allergiker: Notfallset gemäß Allergikerausweis zur Hand haben
–  In echten Notfällen hilft die Feuerwehr.
–  Kein Einsatz von Giften gegen Wespennester. Die Mittel sind tödlich für alle Insekten. Auch für Menschen sind sie gesundheitlich nicht unproblematisch. Bei falscher Anwendung können die Wespen erst recht aggressiv werden und stechen!

 


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